Diese Woche in den Links der Woche: Die Bedeutung und Überwindung von Grenzen, die Authentizität des Kinofilms Suffragette, sowie die neue Popularität von klassischen sozialdemokratischen Positionen. Außerdem: Wie arm Deutschland wirklich ist, der Stil der Menschenverachtung in sozialen Medien und vieles mehr. Wir wünschen ein kurzweiliges Lesevergnügen!
Inhalt
Grenzen(-los)
Lust auf eine gemeinsame Welt: Ein futuristischer Entwurf für europäische Grenzenlosigkeit von Ulrike Guérot und Robert Menasse, in der Le Monde Diplomatique.
Der derzeit oft bediente rassistische Stereotyp eines dunklen muslimischen Mannes, der eine weiße christliche Frau überfällt, ist in Wirklichkeit ein alter Hut, wie bei der Washington Post nachzulesen ist.
Ein Fotograf hat ehemalige stillgelegte Grenzstationen zwischen europäischen Ländern fotografiert, die hier anzusehen sind.
Vor ungefähr einem Jahr tauchte eine kleine Schlagzeile auf, die über die Eroberung des IS von alten christlichen Gemeinden in Syrien berichtete. Reporter der Zeit haben sich auf die Suche nach den ehemaligen Bewohnern eines dieser Dörfer, Tel Goran, gemacht und sie auf vier Kontinenten verstreut gefunden.
Wirtschaft und Verteilung
In den meisten (deutschen) BWL-Studiengängen spielt betriebliche Mitbestimmung nur eine untergeordnete Rolle, so eine Studie der Böcker-Stiftung – das wirkt sich dann natürlich auf Managementstil und Einstellungen zu Betriebsräten aus.
Die ARD-Doku „Wie solidarisch ist Deutschland“ arbeitet die aktuelle Diskussion zum Thema Ungleichheit grundsätzlich auf und lässt dabei prominente Stimmen wie die britischen Sozialwissenschaftler Colin Crouch und Tony Atkinson, die deutsche Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann und den deutschen Ökonomen und Vorstand des Instituts für gesellschaftliche Weiterentwicklung Till van Treeck zu Wort kommen.
„Noch kein Ökonom hat schlüssig erklären können, warum am historisch höchsten Stand der gesellschaftlichen Produktion von Reichtum etwas nicht mehr finanzierbar sein soll, was 30 Jahre vorher, auf einem niedrigeren Stand der Produktivität selbstverständlich finanzierbar war.“ meint der österreichische Schriftsteller Robert Menasse im Interview mit der Presse.
Wie arm ist Deutschland? Die Zeit versucht eine Antwort darauf zu geben.
Feminismus
Seit kurzem läuft das Drama „Suffragette“ in den österreichischen Kinos. Meryl Streep verkörpert darin die Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst (1858 – 1928), die 1903 mit der Gründung der Women’s Social and Political Union einen wichtigen Grundstein der britischen Frauenbewegung legte. Ein großes Manko hat der Film jedoch – es fehlen Frauen nicht-weißer Hautfarbe. Eine Kritik ist hier zu finden.
Symbolfotos von Geschäftsfrauen hinterlassen oft einen bitteren Beigeschmack und unterliegen in der Regel einem merkwürdigen Stereotypen. Das Magazin Edition F will dies gemeinsam mit einer Reihe von namhaften KooperationspartnerInnen ändern und ruft Frauen dazu auf, Fotos von ihrem Berufsalltag zu schießen und zu einem Wettbewerb einzureichen.
Netzpolitik
Sascha Lobo auf Spiegel Online über Stilformen der Menschenverachtung: Wie kann es sein, dass laut über Schüsse auf Flüchtlinge nachgedacht wird und dadurch einer rechten Partei einen Umfrageerfolg nach dem anderen beschert? „Und genau deshalb mache ich mir Sorgen, um die 17 Prozent (AfD-Befürworter, Anm.), um die mit Diskussionen Unerreichbaren, um die immer weiter steigende Gewalt. Ich mache mir Sorgen, weil ich nach dem intensiven Studium der Netzkommunikation zu der Überzeugung gekommen bin, dass die AfD nicht trotz der Überlegungen, auf Flüchtlinge zu schießen, geschätzt wird. Sondern wegen.“
Beamte der deutschen Bundesverwaltung wurden von Wikipedia bei dem Versuch ertappt, ihre eigene Geschichte zu schreiben, wie der Tagesanzeiger berichtet.
Internationale Politik
Justice Scalia, konservatives und von „liberals“ bestgehasstes, von Ronald Reagan bestelltes Mitglied des US Supreme Court, ist verstorben – Gelegenheit seine prägende Rolle für die Rechts(nichtfort)entwicklung Revue passieren zu lassen. Hier findet Ihr eine Liste potenzieller NachfolgekandidatInnen, wenn das noch zu Obamas Zeiten passiert.
Bernie Sanders und Jeremy Corbyn sagen seit 30 Jahren das gleiche, nur hören ihnen jetzt plötzlich alle zu. Die klassisch sozialdemokratischen Positionen fallen aber nicht nur bei Jungen auf einen fruchtbaren Boden, das außergewöhnliche an beiden Kandidaten ist, dass sie auch Unterstützung aus der „Working class“ erhalten. Der Guardian berichtet.
Die deutsche Politikwissenschafterin und Politikerin Gesine Schwan im Interview mit EurActiv über Deutschlands Rolle in der EU, einen möglichen Brexit und neue linke Bewegungen.
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