Author Archive | Leonhard Dobusch

Für wen lobbyiert eigentlich Kunst hat Recht?

Leonhard Dobusch

Die Wikipedia definiert Astroturfing wie folgt:

Der Begriff Astroturfing, auch Kunstrasenbewegung, bezeichnet […] politische Public-Relations- und kommerzielle Werbeprojekte, die darauf abzielen, den Eindruck einer spontanen Graswurzelbewegung vorzutäuschen. Ziel ist es dabei, den Anschein einer unabhängigen öffentlichen Meinungsäußerung über Politiker, politische Gruppen, Produkte, Dienstleistungen, Ereignisse und ähnliches zu erwecken, indem das Verhalten vieler verschiedener und geographisch getrennter Einzelpersonen zentral gesteuert wird.

Bei der Initiative „Kunst hat Recht“ handelt es sich um so einen Fall von Astroturfing. Von Verwertungsgesellschaften mit beträchtlichen finanziellen Mitteln ausgestattet versucht eine PR-Agentur den Eindruck zu erwecken, es handle sich bei der Initiative um eine Graswurzelbewegung von Kunstschaffenden.

Continue Reading →

Continue Reading

Zusammenhänge sehen, die Krise verstehen

Seit mittlerweile fünf Jahren vergeht kein Tag ohne Nachrichtensendung, in der nicht von einer Krise die Rede wäre. Aus der Finanzkrise wurden Wirtschaftskrisen, Euro-Krise und schließlich die sogenannte „Staatsschuldenkrise“. Auch für gut informierte BeobachterInnen entsteht auf diese Weise bisweilen der Eindruck, dass es an vielen Ecken gleichzeitig brennt. Auf diese Weise geht nicht nur der Überblick sondern auch das Verständnis für Zusammenhänge und Ursachen verloren. Genau dieses Verständnis von Zusammenhängen wäre aber die Voraussetzung für konstruktive Lösungsansätze.

An genau diesem Punkt setzt die Homepage diekriseverstehen.net an. Das oberösterreichische Jahoda-Bauer-Institut versucht Zusammenhänge graphisch darzustellen und die einzelnen Ursuchen sowie ihre Wechselwirkung auf wissenschaftlicher Basis allgemeinverständlich zu erklären. Und dieser Versuch darf als gelungen gelten: es macht Spaß, sich durch die verschiedenen Krisenursachen zu klicken. Hinter jedem Symbol gibt es kompakt aufbereitete und mit Diagrammen untermauerte Informationen zu den Krisenursachen.

Auf diese Weise wird sehr schön deutlich, dass die Ursachen der vermeintlichen „Staatsschuldenkrise“ letztlich vor allem in drei Punkten liegen: unreglierte Finanzmärkte, ungleiche Verteilung und internationale Ungleichgewichte zwischen Volkswirtschaften. Wie diese „Krisenwurzeln“ miteinander zusammenhängen und sich wechselseitig verstärken, das wird auf diekriseverstehen.net auf eine Weise anschaulich gemacht, die man so noch nicht gesehen hat.

Continue Reading

Plädoyer für ein ungenaueres Urheberrecht

Leonhard Dobusch

In der aktuellen Debatte um die geplante Urheberrechtsnovelle in Österreich sorgt vor allem das Aussperren zivilgesellschaftlicher Organisationen von der Debatte des Entwurfs für Unmut und hat zu einer Gegenveranstaltung geführt, einem tatsächlich offenen Urheberrechtsdialog.

Zu den Inhalten des Entwurfs durfte ich einen Kommentar der Anderen für den Standard verfassen, indem ich für  ein ungenaueres Urheberrecht plädiere und der bereits heute auf derstandard.at online zugänglich ist.

 

Continue Reading

Eine Lanze für die Mitgliedschaft

Eine kritische Masse kann verglichen mit der Mehrheit verschwindend gering sein und diese dennoch bewegen.

Leonhard Dobusch

Angesichts der in Österreich derzeit herrschenden Hysterie großteils berechtigten Aufregung rund um den Untersuchungsausschuss und den unrühmlichen und undurchsichtigen Schachzügen gerade auch sozialdemokratischer PolitikerInnen mag es absurd klingen, gerade jetzt eine Lanze für die Mitgliedschaft in einer politischen Partei, und dann auch noch der SPÖ brechen zu wollen. Doch genau das will ich mit diesem Beitrag tun – gerade jetzt.*

Ich bin vor mittlerweile knapp 15 Jahren nicht in die SPÖ eingetreten, weil ich deren Spitzenpersonal oder deren Politik zum damaligen Zeitpunkt toll fand. Die Gründe für den Eintritt waren andere: Continue Reading →

Continue Reading

Dem Einen Recht, dem Anderen Billig

Der polemische Ton der „Kunst hat Recht“-Aussendung in derStandard-Glosse verstört mich. Im Namen von Urheber_innen wird auf Weltbild und Recht geklopft. Damit auch ungefragt in meinem Namen. Wenn man mich gefragt hätte, dann hätte ich als Kind meiner Zeit

viel zu sagen gewusst. Zum Beispiel, warum die Alten immer schon geirrt haben, wenn technische Neuerungen ins Spiel kamen. Den Kopf hätten sie zur Antwort geschüttelt, von Naivität hätten sie geredet.  Vielleicht haben sie Recht. Vielleicht ist die Welt, die ich erwarte, in weiterer Ferne, als ich glaube. Vielleicht wird mein Zukunftsglaube nicht so bald Miete und Sozialversicherung bezahlen. Dann sollte ich schauen, dass ich auf meine Kosten komme. Eine Recherche.

von Erzsi Winter*

Continue Reading →

Continue Reading

Parteidemokratie #4: Liquid Democracy in Theorie und Praxis [Update]

Für etablierte Parteien wie interessierte Beobachter ist das spannendste am Erfolg der Piratenpartei in Deutschland weniger deren politische Positionierung als vielmehr deren Positionsbestimmungsprozess. Denn während in zentralen Politikbereichen wie Wirtschafts- oder Sozialpolitik bislang Positionen unausgereift, widersprüchlich oder einfach nicht vorhanden sind, sorgt die Methode zur Positionsbestimmung für Furore. Denn zur Festlegung ihrer Positionen – so beispielsweise auch für die Erstellung des Wahlprogramms in Berlin – verwenden Teile der Piratenpartei eine neue, technologieunterstützte Form demokratischer Entscheidungsprozesse namens “Liquid Feedback”, die sich an einer Synthese aus direkt- und repräsentativ-demokratischen Ansätzen versucht.

von Leonhard Dobusch und Yussi Pick

Continue Reading →

Continue Reading

Serie zu ORF/SPÖ, Teil 4: Protest-Video der ZIB-Redaktion

Nachdem sich in den letzten Teilen dieser kurzen Serie zu ORF und SPÖ zuerst ORF-Redakteurin Tanja Malle (“Ins gemachte Nest”), Sektionsaktivistin Miriam Broucek (“Die Sozialdemokratie ist keine Grinsekatze”) und Sektionsvorsitzender Niki Kowall (“Regierung raus aus dem ORF”) zu Wort gemeldet haben, nutzen wir Teil vier dieser Serie einfach dazu, die Redaktion der Zeit im Bild selbst bzw. in Form von deren Protest-Video sprechen zu lassen:

Continue Reading

Irre ÖkonomInnen (3): Rainer Eichenberger

Über politische Ökonomie lässt sich trefflich streiten. Über den Irrsinn manch ökonomischer Analysen aber nicht mehr. Eine Serie.

Leonhard Dobusch

Einer der zentralen Kritikpunkte am derzeit herrschenden Mainstream in der ökonomischen Disziplin ist jener der Realitätsverweigerung. Mit immer ausgefeilteren, stark formalisierten Modellen auf Basis nur in Nuancen variierter homo-oeconomicus-Annahmen hat sich die Ökonomie mehr und mehr von jeglichem Verständnis realer Zusammenhänge entfernt. (Für einen knappen Text über die Folgen dieser Entwicklung für Studium und Wirtschaftskrise: Ötsch und Kapeller 2010)

Noch unrealistischer als ihre Modelle ist aber bei manchen ÖkonomInnen die Selbsteinschätzung bzw. jene des Stands ihrer Disziplin. So schrieb der Freiburger Ökonom Rainer Eichenberger kürzlich einen Gastbeitrag in der Basler Zeitung mit dem Titel „Der modernen Ökonomik geht es besser denn je„. Nach der üblichen Denunzierung aller KritikerInnen der Mainstream-Ökonomie als „Nicht-Ökonomen, Anti-Ökonomen, Alt-Ökonomen“ nennt Eichenberger unter anderem folgende Gründe für seine Analyse:

Viele Beobachter können nicht zwischen der Krise der Wirtschaft und den Wirtschaftswissenschaften unterscheiden

Continue Reading →

Continue Reading

Nichts gelernt. Nichts.*

Im Umgang mit der Griechenlandkrise wiederholen sich historische Fehler

Leonhard Dobusch

Ein kleines europäisches Land, angewiesen auf finanzielle Unterstützung anderer europäischer Staaten, wird als Preis für die Hilfszahlungen zu einem rigiden Sparkurs gezwungen, ja unter Kuratel gestellt. Ein Sparkurs, der Wirtschaftswachstum im Keim erstickt und so von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Am Ende läutet der Zusammenbruch der größten Bank des Landes den wirtschaftlichen Niedergang des gesamten Kontinents ein.

Die Rede ist nicht von Griechenland, sondern von Österreich. Im Jahr 1922 erhielt die noch junge erste Republik die erste von zwei Völkerbundanleihen, um die von der Hyperinflation gezeichnete Wirtschaft zu stabilisieren. In einem Staatsvertrag mit Großbritannien, Frankreich, Italien und der Tschechoslowakei wurden aber nicht nur 650 Millionen Goldkronen an Hilfszahlungen vereinbart. Der Generalkommissär des Völkerbundes, Alfred Rudolph Zimmermann, diktierte dem kleinen Land harte Bedingungen: kein Anschluss an Deutschland, radikale Sparmaßnahmen, Beamtenabbau. Folge der Sparmaßnahmen waren steigende Arbeitslosigkeit und schwaches Wirtschaftswachstum, was Österreich und dessen Banken in der kurz darauf folgenden Weltwirtschaftskrise besonders anfällig machte. Der Zusammenbruch der Creditanstalt und der Beginn einer Finanzkrise in ganz Mitteleuropa waren die Folge. Continue Reading →

Continue Reading

Powered by WordPress. Designed by WooThemes