Links der Woche – KW 37

Unsere Links der Woche: Unter anderem ein Bericht über die Fight-for-15-Kampagne für einen 15-Dollar-Stundenlohn in der Fast-Food-Branche, die Geschichte der Pille und eine historisch-militärische Analyse des Syrienkonflikts und ein Vorschlag zur Verteilung von Flüchtlingen auf die Mitgliedsländer der EU, der auch ihnen die Freizügigkeit ermöglichen würde. Viel Spaß beim Lesen!

Inhalt

Österreichische Politik

Thomas Prior im Porträt über Hans Peter Doskozil, Landespolizeidirektor im Burgenland: „Als Landespolizeichef bewegt sich Doskozil im Spannungsfeld zwischen Niessl und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, zu der er – auch dank des alten Netzwerks – einen guten Draht hat. Hinzu kommen jetzt die Freiheitlichen, die im Burgenland seit Juli mitregieren und in Übereinstimmung mit Niessl verstärkte Grenzkontrollen fordern. Dass Doskozil hier eine andere Meinung vertritt, hat ihm in der Bundes-SPÖ Anerkennung eingebracht. Wie auch sein Vorschlag, rechtsstaatliche Milde mit jenen walten zu lassen, die am Wochenende (via Facebook) dazu aufgerufen haben, Flüchtlingen über die Grenze zu helfen. Spätestens da ist auch die SPÖ-Linke hellhörig geworden. Bei einem Polizisten ist das dann doch bemerkenswert.“

Unter dem Titel ‚Stronachs Geisterstunde: Die Newcomer-Partei „Team Stronach“ eines austro-kanadischen Unternehmers verfällt der Verschwindsucht‘ wird im Freitag das kurze Leben der jüngsten Parlamentsfraktion Österreichs analysiert. Es glänzen Sätze wie: “ Der in der Öffentlichkeit durchaus geschätzte Hang zum Autoritären entpuppt sich bei Stronach als Überhang.“ Man kommt zu folgendem Schluss: „Nur zu tun, als sei man getäuscht worden, ist nicht akzeptabel. Da sind schon die Deppen unterwegs gewesen. Keine ernsthafte Analyse kommt ohne Wählerbeschimpfung aus.“

Gesellschaft & Arbeit

Im Datum ist ein lesenswertes Interview mit der österreichischen Scheidungsanwältin Helene Klaar über ihren Arbeitsalltag, Liebe und Ehe und deren ursprünglichen Zweck.

Beate Hausbichler hat das neue Buch der deutschen Autorin und Journalistin Katrin Wegners „Die Pille und ich. Vom Symbol der sexuellen Befreiung zur Lifestyle-Droge“ rezensiert, das die Entwicklung des Verhütungsmittels und die Gesetzes- und Gesellschaftslage zeigt, die sie begleiteten. Über die heutige Verwendung kommt sie nach knapp 300 Interviews zu folgender Einschätzung: „Die erste Pillengeneration habe den Blick nach innen gewendet, um eigene Bedürfnisse und Wünsche zu entdecken, folgert Wegner. Die dritte Generation nütze sie, um ihren Marktwert zu steigern – die Entdeckung der eigenen Bedürfnisse stehe nicht auf dem Programm.“

Die ‚Fight for 15‘-Kampagne (FF15) streitet seit knapp drei Jahren für einen Stundenlohn in der Fastfood-Industrie von 15 Dollar. Im Jacobinmag zieht Derek Seidman Bilanz über den Stand der Kampagne, die in vielen Bundesstaaten unglaublich gut vorankommt und in einigen Städten bereits umgesetzt ist. Dabei geht es um mehr als um Geld: „Like great labor campaigns of the past, FF15 is raising new questions about social citizenship and worker rights in America. It’s developing a new layer of leaders and raising expectations among all workers. It’s devising creative strategies to tackle historically difficult terrain for the labor movement, and it’s fostering a political environment that will make all organizing easier. It’s also rejuvenating the labor movement as a social movement.“

Internationales

So klare geostrategische Analysen wie diese schon etwas ältere aber grundsätzlich noch aktuelle in der FAZ finden sich selten in Tageszeitungen. Dabei sind sie Grundlage für ein fundiertes Verständnis der Weltpolitik.

Im Freitag ist eine übersichtliche Auflistung aller Konfliktherde zwischen Sahelzone und Golfregion, wo es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr so viele Konflikte gab wie heute.

In Spanien wehrt sich die Plattform ‚Wir sind keine Straftat‘ gegen das neue „Gesetz zum Schutz der Sicherheit der Bürger“, das zugleich eine Strafrechtsreform ist. Es erlaubt es in Zukunft, „Proteste vor dem Parlament als „Störung der öffentlichen Sicherheit“ mit astronomischen Bußgeldern zwischen 30.000 und 600.000 Euro zu belegen. Brennende Mülltonnen kommen ebenso teuer zu stehen wie die Beleidigung von Polizisten oder der Umgang mit Prostituierten. Bis zu 30.000 Euro kostet eine „unbefugte Nutzung“ der Bilder von Polizisten, was es besonders Medien erschweren dürfte, möglichen Machtmissbrauch zu dokumentieren.“ Nachzulesen im Freitag.

Ein Vorschlag zur Verteilung von Flüchtlingen, bei dem sich die Leute ihr Land selbst aussuchen, und die EU-Mitgliedsstaaten sich gegenseitig finanziell ihren Ausgleich arrangieren. Ebenfalls im Freitag.

Danny Michelsen über den (sozial-)demokratischen Aufbruch in Großbritannien und den Wahlerfolg von Jeremy Corbyn. 

Bildung und Medien

“The joke about Harvard is that it’s a hedge fund with a university attached to it.“ Im Jahr 2014 war die Stiftung der Universität 36,4 Milliarden Dollar schwer. Ein Plädoyer für die Besteuerung privater Universitäten zugunsten der verhungernden öffentlichen im Slate Magazin.

Martin Blumenau analysiert sehr lesenswert, wie im medialen Mainstream klassisch-sozialdemokratische Positionen als „linksradikal“ diffamiert werden:

 

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