Diese Woche: die Ökonomen James K. Galbraith und Zsolt Darvas über die europäische Krisenpolitik, Franz Beckenbach im Interview über den schlechten Stand der Pluralität volkswirtschaftlicher Lehre in Deutschland, und Sendhil Mullainthan über rent-seeking – wenn Begabung zu nicht mehr als dem Transfer von Reichtum führt.
Außerdem: Sibylle Hamann’s Brief an Austria Chef Willibald Cernko, mit welchem Szenario bei einem dauerhaft niedrigen Ölpreis zu rechnen ist und ob der historische Materialismus hilft, den Ausgang von Game of Thrones Ausgang vorauszusagen.
Inhalt
Ökonomie
Robert Misik hat für den Falter mit dem Ökonomen James K. Galbraith anlässlich dessen neues Buch ‚The End of Normal‘ ein Interview geführt und es auf seinem Blog veröffentlicht. Galbraith war auch als Berater für die griechische Regierung in den Verhandlungen mit der Eurogruppe tätig und erzählt von den Interessenslagen der angeschlagenen Regierungen in Spanien und Portugal, der deutschen Verhandlungsstrategie und seinen Lösungsansätzen.
Die Armut in Europa bleibt gleich, die Verteilung der Armen jedoch nicht. In den Ländern aus dem Süden Europas, die in Folge der Krise mit Hilfskrediten unterstützt werden mussten, ist die Armut gestiegen. Vor der Krise sind die Unterschiede zwischen Euro-Länder kleiner geworden doch seit der Krise besteht wieder die Gefahr, dass sich eine „dauerhaften Spaltung in einen reichen Norden und einen armen Süden“ profiliert die das Projekt Europa ins Schwanken bringen kann. Schuld an die Umverteilung der Armut waren vor allem die aufgesetzten Sparprogramme. Ökonom Zsolt Darvas verlangt daher ein „Marshall-Plan für den Süden der Eurozone“ – in der Zeit.
Das Interview mit Bank Austria Chef Willibald Cernko in der Sonntagspresse war eine Zumutung. Die Antwort von Sibylle Hamann trifft es genau: „Reichtum allein ist noch keine Leistung. Und umgekehrt: Leistung allein macht nicht reich“
Dieter Wermuth widmet sich am Herdentrieb-Blog der Frage was passiert, wenn der Ölpreis dauerhaft niedrig bleiben sollte.
Der Psychotheraput Günter Hager-Madun schreibt im Gastkommentar im Standard, über die Notwendigkeit einzusehen, dass mehr nötig ist als Hilfe für Athen.
Was Europas Politiker von Griechenland fordern wird im eigenen Land oft nicht so ernst genommen, sagt Harald Schumann im Tagesspiegel.
Arbeit & Pension
Am Donnerstag, den 16. April präsentiert die Arbeiterkammer die Ergebnisse einer Studie zur Situation zugewanderter Roma und KurdInnen am Arbeitsmarkt.
Der Pensionsfonds der Stadt New York hat in 10 Jahren 40 Millionen Dollar verdient. Im selben Zeitraum wurden 2 Milliarden (!) Gebühren an Finanzdienstleister ausgeschüttet – nachzulesen hier.
Politik
Die Juristin Petra Follmar-Otto über das auch hierzulande praktizierte„Racial Profiling“ bei Polizeikontrollen im Interview mit der taz.
Andreas Schieder, der Mann für eh alles. Der studierte Volkswirt und Klubobmann der SPÖ hat kaum Feinde und überraschend viele Fans. Ein Apparatschik oder doch Idealist? Im Datum.
Wissenschaft
Der Ökonom Frank Beckenback, der in einem von der Hans-Böckler-Stiftung finanzierten Projekt derzeit den Stand der Pluralität volkswirtschaftlicher Lehre in Deutschland erforscht, im launigen Interview im Freitag über ebendiese bzw deren Abwesenheit.
Paul Mason fragt im Guardian, ob der historische Materialismus Game of Thrones Ausgang vorauszusagen hilft.
Gesellschaft
Eine Zwölfjährige fragt in einem offenen Brief in der Washington Post, warum nur so wenige Portable Games weibliche spielbare Charaktere haben.
Sendhil Mullainthan in einem sehr spannenden Artikel der New York Times über ein zentrales Problem unseres Wirtschaftssystems und einen Teil seiner Lebensrealität als Universitätsprofessor: „countries suffer when talented people become what we economists call “rent seekers.” Instead of creating wealth, rent seekers simply transfer it — from others to themselves.“
Und zum Schluss noch Satirisches:
der EuroDiVision Contest:
und warum wir alle FeministInnen sind:
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