Anlässlich der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen bloggen wir jeden Tag zum Thema Frauen, Feminismus und Gleichberechtigung. Tag 15: Über „Flirt-Risiko“ und Täter-Opfer-Umkehr
Barbara Hofmann
(Triggerwarnung: Im Text werden sexuelle Gewalt und der öffentliche Umgang damit thematisiert)
Der Kurzfilm der ungarischen Polizei schlug große Wellen (zB. diestandard.at, Spiegel online, BBC, Huffington Post). Im Video „Selfie Klipp“ werden drei junge Frauen gezeigt, die Party machen und mit Männern flirten. Das Video endet mit einer Frau, die von einem Unbekannten bedrängt wird und mit der Moral: „Du bist verantwortlich für dein Handeln, du kannst was dagegen tun“. Sprich die klassische Täter-Opfer-Umkehr, Frauen sollen ihr Verhalten ändern, nicht soviel Alkohol trinken, sich nicht so freizügig kleiden. Warum sollten auch die Bedränger in die Pflicht genommen werden? Während ungarische Frauen- und BürgerInnenrechtsorganisationen die Polizei aufforderten, das Video zu entfernen, veröffentlichte diese nur wenige Tage später, am 25. November, einen Aufruf in dem es unter anderem heißt: „Die Erfahrungen zeigen, dass der weiblichen Metakommunikation bei der Prävention eine sehr große Rolle zukommt. Oft ist es die Koketterie junger Mädchen, die Gewalt auslösen kann.“
Victim Blaming oder „Täter-Opfer-Umkehr“ war in den 1970er Jahren eine Strategie der Verteidigung bei Verwaltigungs-Prozessen. Der Täter wird dabei entschuldigt, während das Opfer beschuldigt wird, sich nicht den sozialen Normen angemessen zu verhalten. Damit wird sexualisierte Gewalt bagatellisiert. Das Kurzfilm-Beispiel ist nur eines von vielen Beispielen, wie mit sexualisierter Gewalt in der Öffentlichkeit umgegangen wird.
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