Anlässlich der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen bloggen wir jeden Tag zum Thema Frauen, Feminismus und Gleichberechtigung. Tag 14: Hinhören, nicht wegschauen!
Andrea E. Schmidt*
Zivilcourage ist nicht selbstverständlich. Das zeigt sich nicht nur am Beispiel der 22-jährigen Tugce Albayrak, die mit ihrem Einsatz für zwei weibliche Opfer von Street Harrasment mit dem eigenen Leben bezahlte. Hinzu kommt, dass die Grenze zwischen Situationen, wo die Privatsphäre anderer verletzt wird, und jenen, in denen ein Eingreifen nötig wird, häufig fließend ist. Viele von uns kennen es. Man wird ungewollt Zeugin eines Privatgesprächs – sei es in der Straßenbahn, im Lift, oder beim Warten auf die U-Bahn: eine hitzige Diskussion unter Freunden; ein Vater, der mit seinem Sohn schimpft; ein ungehaltenes Gespräch am Handy. Und die Reaktion? Man dreht sich weg, tippt vielleicht etwas eifriger als nötig am Smartphone herum, oder blättert intensiver als vorher in der Zeitung. Denn wer will schon den Eindruck erwecken, wildfremde Leute zu belauschen?
Ein Video eines „Sozialexperiment“ in Schweden zeigt jetzt, dass auch in Situationen im öffentlichen Raum, wo eine Frau ganz offensichtlich den Handgreiflichkeiten ihres Partners ausgesetzt ist, die Leute einfach, ja, wegschauen. Hochgeladen wurde das Video von der Gruppe STHLM Panda. Im Video selbst werden verbale und physische Angriffe zwischen einem Paar in einem Aufzug simuliert, und zwar immer dann, wenn zumindest eine andere Person im Lift anwesend war. Das schockierende Ergebnis: Beschimpfungen, verbale Erniedrigungen, und physische Angriffe gegenüber der Frau führten zu keiner Reaktion bei den anwesenden Personen. Von 53 Fällen reagierte nur in einem (!) Fall eine Frau auf die Situation im Lift, mit den Worten: „Wenn du sie noch einmal anfasst, dann rufe ich die Polizei.“
Mehr als jede fünfte Frau in der Europäischen Union hat seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt in der Partnerschaft erlebt, wie eine im März 2014 veröffentlichte EU-weite Studie zeigt, zusammengefasst zu finden übrigens auch hier. Dabei sind es einerseits vor allem niedriger Bildungsstand, und regelmäßiger übermäßiger Alkoholkonsum, die mit häuslicher Gewalt korrelieren. Interessanterweise werden andererseits Frauen, die über Mitbestimmung an den finanziellen Mitteln des Haushalts verfügen, statistisch gesehen weniger oft zu Opfern gewalttätiger Handlungen des Partners.
Wie dieses schwedische Experiment verdeutlicht, ist familiäre Gewalt ein Tabuthema – und zwar sogar dann, wenn sie sich direkt vor unseren Augen abspielt. Ich wünsche mir, von mir selbst und von uns allen, dass wir das nächste Mal nicht einfach wegschauen, sondern genauer hinhören, und gegebenenfalls auch eingreifen. Dazu ist es nicht einmal unbedingt nötig, selbst zwischen die Fronten zu geraten – mittlerweile gibt es sogar spezielle Handy-Apps, die Abhilfe schaffen können. Also das nächste Mal in der Straßenbahn: Bitte hinhören!
*Andrea E. Schmidt ist Sozialwissenschaftlerin und Sozioökonomin in Wien
Unglaublich viele Reaktionen. Bedeutet das Zustimmung oder doch nur Desinteresse?
Vielleicht sollten die Betreiber dieses Blogs die Besucher zählen, das geht ja. Dann wüssten sie, ob der Blog wenigstens gelesen wird.
Sind das wirklich die Themen, die die SPÖ aus den Schienen ihrer Talfahrt herausbringen können? Der Erfolg sagt – seit 30 Jahren – „nein“.
Wie lange kann das noch so weitergehen?
Die Anliegen der SPÖ haben sich auf ein Minderheitenprogramm reduziert, das nicht einmal die eigene Basis interessiert.
Wann wird die SPÖ wieder das Volk vertreten und das bedeutet jene Anliegen zu vertreten, die das Volk bewegen?
Die SPÖ schmeichelt sich noch immer mit der Selbsteinschätzung, sie wäre eine „gesellschaftsverändende“ Partei, obwohl ihr Einfluss schon lange nicht mehr dafür ausreicht. Deshalb wird sie einsehen müssen, dass sie sich nur mehr sich selbst verändern kann und das ist verdammt nötig.
Und wie?
Indem sie es lernt, frei nach Viktor Adler, mit der Masse zu irren, um nicht fortgesetzt gegen eine immer größer werdende Mehrheit recht zu behalten.