„Wie eine Schachtel Pralinen“ – mit der freundlichen Stimme von Forrest Gump im Ohr haben wir kleine Überraschungen in den Links der Woche für euch verpackt. Zum Beispiel einen Artikel zu Protesten gegen ein Freihandelsabkommen – zwischen der Volksrepublik China und Taiwan. Bobo-Restaurants, Art-Galleries und teure Wohnungen in ehemaligen Fabriksgebäuden – in Johannesburg. Außerdem hat ein österreichischer Künstler in einem Interview gesagt, dass er gerne Steuern zahlt. Der Realityflash erwischt die geneigten KlickerInnen dann bei syrischem Giftgas, heimischen Wuchermieten und einer Bilderstrecke zu Auswirkungen der Sparpolitik in Griechenland. Bedrückende Bilder, freundliche Portraits, neue Geschichten: „man weiß nie, was man kriegt“. Schönen Sonntag!
Inhalt
Österreich
„Jemand wie ich findet keine Wohnung“
Wenn am privaten Wohnungsmarkt Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen wähnt man sich mitunter, als hätte es sozialen Fortschritt nie gegeben: Ein Beitrag im ORF-Magazin „Am Schauplatz“ zeigt die beinharte Ausbeutungs-Realität, mit der Menschen ohne Geld konfrontiert sind. Wohnungsbesitzer zocken ZeitungskolporteurInnen, Arbeitslose, Arme und Schwache ab. Die österreichischen „Chefs“ bekommen hunderte Euros für schäbige Zimmer und dreckige Matratzenlager, bestehende Gesetze helfen nicht: „Es gibt einen Paragraphen gegen Wucherzins“, erklärt der Mietrechtsexperte von der Arbeiterkammer (AK), Walter Rosifka. Aber der sei praktisch totes Recht, weil kaum je ein Vermieter von Massenquartieren vor dem Richter lande.“
Quelle: orf.at
„Die Zeit“ zeichnet ein großartiges Stimmungsbild aus Kärnten. Wie geht es den KärntnerInnen jetzt, wo auch die Letzten begriffen haben sollten, dass die Erlöser-ähnliche Figur Jörg Haider einer der größten Scharlatane der Republik war? Und kann man die Bevölkerung dafür auch monetär verantwortlich machen, dass sie auf ihn hereingefallen ist? Ist es gerechtfertigt nun bei Spitälern, Verwaltung und Bauaufträgen den Rotsift anzusetzen?
Quelle: zeit.de
„Die Mama ist daheim Finanzministerin“
Martin Grubinger ist ein beeindruckender Musiker. Im Presse-Interview kann man nicht nur einen Einblick in seinen Probe- und Spielalltag bekommen, ein bisschen Politik ist auch mit dabei. Auf die Frage, ob er ein gieriger Mensch ist, antwortet er: „Ja, gierig bin ich definitiv. Aber nicht, wenn es um Geld geht. Ich zahle etwa gerne Steuern und glaube fest daran, dass man damit Kunst, Kultur und Soziales finanzieren muss. Aber ich habe das Gefühl, das Vertrauen der Bürger schwindet, dass mit ihren Steuern mit Obacht umgegangen wird. Stichwort Hypo oder Eurofighter. Das macht mich verrückt, ich fühle mich ohnmächtig. Und ich fürchte, immer mehr Leute sind nicht länger bereit, diesen Vertrag mit dem Staat einzugehen.“
Quelle: diepresse.com
Ein bisschen Geschichte: Kurt Tucholsky über den Achtstundentag. „Am 23. November 1918 hat Deutschland den Achtstundentag gesetzlich eingeführt. Die Entwicklung ist bekannt: dank der gradezu trostlosen Führung der deutschen Sozialdemokraten, die in keiner Weise geistig vorbereitet in diesen Kampf gingen und deren äußerste Anstrengung – wie bei allen dummen Menschen – nur von einer gewissen Bauernschlauheit und Gerissenheit zeugte, fiel eine Position nach der andern. Diese im Herbst 1923. Seitdem haben wir den »modifizierten« Achtstundentag; seitdem haben wir ihn nicht mehr.“
Quelle: textlog.de
International
Seymour Hersh, US-amerikanischer Investigativjournalist, argumentiert in seinem Artikel in der London Review of Books, dass der Giftgas-Angriff am 21. August 2013 in Syrien von der türkischen Erdoğan-Administration durchgeführt wurde. Ziel dieser Attacke war es, so der Journalist, eine militärische Intervention der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten zu provozieren – was auch fast funktioniert hätte. „‚Principal evidence came from the Turkish post-attack joy and back-slapping in numerous intercepts. […]'“
Quelle: lrb.co.uk
Ein 31-Jähriger Investor gentrifizierte einen winzigen Stadtteil von Johannesburg. Er kaufte und renovierte Industriegebäude und Lagerhallen, das Ergebnis klingt bekannt: Cafes, Galerien, Desingerboutiquen, explodierende Mieten – in Maobeng wähnt man sich wie in Brooklyn. Ein privater Sicherheitsdienst bewacht die Gegend und achtet darauf, dass keine „falschen“ Leute das Viertel betreten. „Taking back the city“ ist die Parole der privaten InvestorInnen. Aber von wem? Wer hat etwas vom Gentrifizierungsprozess?
Quelle: zeit.de
Sonnenblumen und Facebook. Notizen aus Taipeh I
Stephan Thome, ein deutscher Philosoph, der momentan in Taiwan weilt, berichtet von der dortigen Protestbewegung. Der Auslöser dieser Bewegung kommt uns in Europa gerade bekannt vor: „Den Anlass bildete ein von Präsident Ma Ying-jeou an den parlamentarischen Institutionen vorbeigeschleustes und in seinen Auswirkungen umstrittenes Freihandelsabkommen mit der Volksrepublik China.“
Quelle: logbuch-suhrkamp.de
Europäische Union
Christian Moos vom deutschen Beamtenbund ist im European der Meinung, dass sich zum Wahltag noch nie zuvor so viele Schicksalsfragen für Europa stellten wie diesen Mai.
Quelle: de.theeuropean.eu
Es gibt eine neue EU-Wahlkabine! Hier kann jedeR anhand von zwanzig Fragen prüfen, mit welchen Europäischen Parlamentsabgeordneten und/oder KandidatInnen er/sie am meisten übereinstimmt. Alternativen zu wahlkabine.at wird es in Zukunft wahrscheinlich brauchen, die Förderungen für das Projekt stehen in Frage.
Quelle: electio2014.eu, derstandard.at
Wirtschaft
Sieben Wege zu einer Korrektur der Vermögensverteilung in Deutschland
Brigitte Unger gibt einen sehr guten Überblick über Gründe für Vermögenssteuern und listet sieben mögliche Vermögenssteuern auf. Ebenso schätzt sie für jede der möglichen Steuern Durchführbarkeit und daraus resultierende Mehreinnahmen für den Staat ein. Die Studie bezieht sich auf Deutschland, Parallelen zu Österreich, wo die vermögensbezogenen Steuern noch geringer ausfallen als in Deutschland, sind leicht zu ziehen.
Quelle: gegenblende.de
In kaum einer anderen Subkultur werden gesellschaftliche Probleme so individualisiert, wie im Tech-Business. Diskriminierung? Gibt es bei uns nicht, und wenn: Dein Problem. So ist die Branche sehr effizient dabei, Frauen fernzuhalten. Das „gelingt“ zum Beispiel durch eine sexistische Alphamänner-zentrierte Branchenkultur. Ein Artikel in den New York Times widmet sich der Situation von Programmiererinnen, die genug von Titten-Witzen haben.
Quelle: nytimes.com
Vier Jahre Sparpolitik in 40 Bildern
40 eindrucksvolle Fotografien zu vier Jahren Austeritätspolitik in Griechenland. Die Bilder zeigen die sozialen Auswirkungen der Sparmaßpolitik in im Land und beleuchten ein knappes halbes Jahrzehnt, das von Schlagzeilen über „soziale Ungleichheit“, „Schulden“ und die „Wirtschaftskrise“ geprägt war.
Quelle: vice.com/de
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