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10 Thesen für eine bessere Lehre

Yussi Pick

Vorbemerkungen: In den letzten Tagen ist Unipolitik wieder in aller Blogs. Völlig zurecht hat Niki Kowall an dieser Stelle kritisiert („Augenmerk auf die Lehre„), dass sich die Diskussion in der höheren Bildungspolitik nur um die „big picture“ Themen Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren dreht, nicht aber um die Qualität der Lehre. Er hat dabei den Ball aufgenommen, den Jakob Huber in seinem Beitrag „Sanftheit oder Fairness? Bessere Unis!“ gespielt hat. Während Niki vor allem den Status Quo kritisiert, habe ich aufbauend und ergänzend, 10 Thesen zur Verbesserung der derzeitigen Situation geschrieben. Es ist das Ergebniss von sechs Jahren Unierfahrung in Österreich und einem Jahr als Teaching Assistant in den USA.­

Es sind bewusst kleine, unaufwändige und wenig kostspielige Veränderungen, die meine Studienerfahrung an der Uni Wien wesentlich besser gemacht hätten. Es sind keine großen, systemüberwindenden Würfe. Das könnte auch zu Schwierigkeiten bei der Umsetzung führen: Wenige davon sind per top-down Verordnung zu erreichen; die Thesen sind kulturverändernd, plädieren für eine Änderung des Lehrverhaltens jedes/r einzelnen ProfessorIn.

Die Liste ist weder vollständig noch geordnet und aus Perspektive eines Geisteswissenschaftlers geschrieben, was dennoch nicht zu allzu vielen „bei uns ist das aber ganz anders“-Reaktionen führen sollte.

1. Referatsflut eindämmen

Es kursieren zwei Argumente für die Methode „Studierendenreferate in Seminaren“. Erstens ist ein großer Teil von akademischer Arbeit die Präsentation von Ergebnissen, was während des Studiums geübt werden soll; zweitens besteht die romantische Vorstellung, Studierende würden Teilbereiche eines Themas bearbeiten und präsentieren. Die Realität sieht anders aus. Referate blockieren echtes Lernen und echte Diskussionen. Studierende lernen nichts, wenn sie Referate von KollegInnen anhören. Referate sind durchschnittlich schlecht gehalten (Wie können sie auch gut sein, wenn Studierende nie Rückmeldung darauf bekommen) und basieren nicht auf vorangegangenem Forschen. Will man in Seminaren wissenschaftliche Konferenzen simulieren (das scheint zumindest in der CTL Veranstaltung vom 17. April 2009 Mainstream zu sein, es stellt sich die Frage, ob Seminare, wenn schon Simulation, dann jene eines ForscherInnenteams sein sollte), so müssten Studierende zuerst eine Arbeit schreiben und erst dann ihre Ergebnisse präsentieren. Stattdessen halten Studierende Referate die zwar informieren, aber dadurch das Thema nicht aus einer wissenschaftlichen Perspektive vorstellen (Wie können sie auch, wenn sie noch nicht begonnen haben das Thema wissenschaftlich zu bearbeiten). Continue Reading →

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Augenmerk auf die Lehre

Zwei Aspekte stehen im  Vordergrund der durch die Uni-Besetzungen losgetretenen Debatte: Die Finanzierung der Hochschulen sowie der Kampf gegen Zugangsbeschränkungen. Völlig unterbelichtet wird eine Diskussion über die Qualität der Lehre. Jakob Huber hat eine diesbezügliche Diskussion in seinem Beitrag „Sanftheit oder Fairness? Bessere Unis!“ begonnen, das Thema möchte ich nun an Hand meiner persönlichen Studienerfahrungen aufgreifen.

Nikolaus Kowall

Wenn man der Auffassung ist, dass weder punktuelle Tests noch die Maturanoten eines irrwitzigen Schulsystems über die Zukunftschancen eines jungen Menschen entscheiden sollten, kann man nur gegen universitäre Zugangsbeschränkungen sein. Wenn man der Auffassung ist, dass Kinder aus sozial oder geographisch benachteiligten Regionen, deren Eltern noch nie eine Uni von innen gesehen haben ermutigt werden sollten den Sprung auf die Uni zu wagen, kann man nicht für Studiengebühren sein. Wenn man der Auffassung ist, dass sie bestmögliche Bildung für alle ein sinnvolleres und gerechteres Konzept ist als ein System privater Eliteunis und wenn man möchte dass sich universitäre Bildung sich nicht nur an Hand ökonomischer Verwertungskriterien orientiert, muss man für eine ordentliche öffentliche Finanzierung der Universitäten eintreten. In einer rechtsliberal dominierten Meinungsöffentlichkeit, ist es notwendig für alle diese Forderungen zu kämpfen. Für den Studienalltag der Studierenden stehen aber oft andere Fragen im Vordergrund, als jene organisatorischen Rahmenbedingungen, die beim Sprung auf die Uni ausschlaggebend waren.

Der folgende Text ist ein Plädoyer dafür den Fokus nicht nur auf die Organisation, sondern auch auf die Qualität der Universität zu lenken. Dabei gehe ich von meinen persönlichen Erfahrungen mit Volkswirtschaft an der WU und Geschichte an der Uni Wien aus und konzentriere mich auf die Sozial- und Geisteswissenschaften. Bei den anderen Studienrichtungen kenne ich mich nicht aus. Jakob Huber hat einige konkrete Ideen für Innovationen im Bereich der Lehre gebracht, so schlägt er etwa ein Grundstudium der Sozial- und Geisteswissenschaften und plädiert für mehr Elemente des Selbststudiums mittels neuer Medien. An diese Ausweitung der Diskussion auf die Lehre möchte ich anschließen. Da ich derzeit in Argentinien lebe und mit vielen Studierenden der Sozial- und Geisteswissenschaften diskutiere, werden die Argumente – dort wo es Sinn macht – im Vergleich mit der Situation in Buenos Aires herausgearbeitet. Continue Reading →

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