Diese Woche in den Links der Woche viele interessante Beiträge zu Amerika und den bevorstehenden Wahlen: Ezra Klein über Hillary Clinton’s medienunwirksame Qualitäten, gleich zwei Mal Laurie Penny und ein Artikel über die wahren ersten Präsidentschaftskandidatinnen aus 1968 und 1872(!).
Außerdem: der sehr lesenswerte Owen Jones über den Zustand der Labour-Partei und was jetzt zu tun wäre, Neoliberalismus-Forscher David Harvey im Interview und ein Artikel über die Lage der österreichischen Politik in der New York Review of Books.
Inhalt
US-Wahlen
Hillary Clinton ist nicht die erste Präsidentschaftskandidatin in den USA. 1968 trat die schwarze Charlene Mitchell als Kandidatin der Kommunisten an. Und bereits 1872, fast ein halbes Jahrhhundert, bevor Frauen in den USA das Wählen erlaubt wurde, kandidierte Victoria Woodhull. Nachzulesen in der Süddeutschen.
Ezra Klein geht in einem unglaublich spannendem Beitrag auf vox der Lücke zwischen Hillary Clinton als öffentliche Figur und als professionelle Politikerin auf die Spur. Während sie in ihrer Kampagne kaum inspiriert (“ Her speeches can sound like executive summaries from a committee report, the product of too many authors, too many voices, and too much fear of offense“), loben sie (ehemalige) MitarbeiterInnen in höchsten Tönen. Sie kann auf enorme Loyalitäten zählen. Ihr Geheimnis: „she listens“. Klein zeigt darüber hinaus auf, wie Frauen in einem von Männern gestalteten politischen Prozess abschneiden und vergleicht Clinton auch mit Sanders: „Sanders is a great talker and a poor relationship builder. Clinton is a great relationship builder and a poor talker.“
Nachdem Laurie Penny bei der Republican National Convention den Vortex des reinen und des gespielten Übels gefunden und einen wunderbaren Artikel über Rechtspopulismus, Sexismus, das Internet und den amerikanischen Traum a la Hunter S. Thompson geschrieben hat (hier), schreibt sie nun im selben Stil uber die Democratic National Convention. Sie schreibt über Kompromisse und das Primat der Politik, über Sexismus, politische Macht und die Spaltung der Linken. Ihre Analyse über Hillary Clinton und die Demokraten ist sehr nüchtern: „She’s a very skilled player of a very unpopular game, a master manipulator in a nation sick of being lied to. It’s not that Hillary plays the game too well—it’s that she plays it too obviously. […] The party machine loves her, but the membership is deeply goddamn divided. The exact same thing is happening in the British Labour party, and elsewhere across the world as the centre-left faces up to decades of milquetoast equivocation that have caused it, as essayist Sam Kriss puts it, to replace politics with management. […] Clinton is inarguably competent. Unfortunately, the American people don’t want competence. They want to be saved. […] The problem is that ordinary decent people around the world have had thirty years of lesser-evilism, and they’re sick of it. Hilary is not talking their language. Trump, lying through his lacquered teeth about bringing back union jobs, just might be.“
Der vierte Gonzo-Journalismus Artikel von Laurie Penny über die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten. Das ist das größte Spektakel auf der Erde, eine absurde und extravagante Inszenierung, die nicht mehr Politik ist, sondern, wie Laurie Penny sagt, Pantomime. „Hillary Clinton is not offering you a vision of a better future. She is offering you a vision of yourself as a better person, a person who can turn their face away from swivel-eyed, silent-screaming evil, a person who can vote to humble themselves like good parishoners before the altar of liberal equivocation and the drag-end of the American dream. As visions go, it’s viscerally disappointing. I know you wanted more. We all did. But the alternative is fear in the dark, and a horror story whose win conditions can only be negotiated downwards. When I was a child, I thought America was made up. Now I know it for sure. I’ve been to the haunted house where hundreds of millions of ordinary people scream in dark corners for a story worth believing, clinging to what W.H. Auden called the “euphoric dream” of everyday redemption?—?“Lest we should see where we are, lost in a haunted wood, children afraid of the night, who have never been happy or good.” America has never been happy, or good. But if it stops believing that it can be, the whole damn world is going to suffer.“
Lixing Sun schreibt auf Evonomics über den Zusammenhang von sozialem Vertrauen und gemeinwohlorientierter Politik in Amerika mit interessanten internationalen Vergleichen.
War die Sanders-Kampagne auch ein generational success? Harold Mayerson beurteilt im Dissent Magazine die Wahrscheinlichkeit, dass die vorwiegend jungen politischen Akteure in Zukunft die Demokratische Partei verändern werden. „At a minimum, the Sanders generation is likely to shift Democratic politics in much the same way that the young veterans of the Gene McCarthy, Robert Kennedy, and George McGovern campaigns of 1968 and 1972 shifted the party’s politics in the 1970s and ’80s, away from the hardline cold war politics that the party had embraced from Truman through Johnson. But to truly fulfill their potential—to turn the party against the financial and corporate elites who have funded so many Democrats and ruined so many Americans—will require more than simple generational succession.“
Und zum Schluss noch ein Blick aus Amerika nach Österreich: Jan-Werner Müller schreibt in der New York Review of Books über die „Lesson of the Far Right in Austria“ mit einer grundsätzlich optimistischen Einstellung im Hinblick auf Oktober: „Austria demonstrates the real perils of far right-populists, but also the more hopeful possibility of fresh political forces to counter them.“
Großbritannien
Owen Jones stellt in einem ausführlichen Artikel zehn ehrliche Fragen an die Labour-Partei, die er in einer existenziellen Krise verortet. Lang aber lesenswert!
Arbeit
Der deutsche Soziologe Klaus Dörre ist in einem Interview im Kurier über die „dunklen Seiten“ des deutschen Jobwunders und die negativen Effekte von Hartz IV.
Fünf Geschichten von Betroffenen über ihre Arbeit in der (britischen) Gig-Economy (Uber, Airbnb und so weiter) sprechen besser als die üblichen Zeitungsartikel zum Thema für sich selbst: eine schöne neue Arbeitswelt ist das nicht. Veröffentlicht von der Independent Workers Union GB.
Bei Libcom gibt es eine ausführliche internationale Leseliste zu Arbeit, Arbeiterschaft, und Formen des Widerstand.
Der Kapitalismus-Kritiker David Harvey im ausführlichen Interview im Dissent Magazine über den Neoliberalismus als politisches Projekt.
Medien
Wir verlinken sie oft: wen die wöchentliche in der Regel sehr bösartige Kolumne des deutschen Bundesrichters Thomas Fischer „Fischer im Recht“ bisweilen ärgert, der wird am diesbezüglchen Kommentar von Volker Zastrow in der FAZ so seine Freude haben.
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