Links der Woche – KW 18 & 19

Da soll noch einmal wer behaupten, in Österreich verändere sich nie etwas. Letztes Jahr haben wir mit „Woki mit deim Popo“ eine drittklassige Dorfdisco-Nummer zum Songcontest in Baku beigesteuert und damit den wohlverdienten letzten Platz im Halbfinale kassiert. Und heuer? CONCHITA WURST!!!!! Wow, wow, wow. Wir staunen, gratulieren und freuen uns. Wer sich nach all dem Freudentaumel auf den Montag vorbereiten möchte, kann das mit spannenden Artikeln tun. Sprachpolizei, europäische Parteiprogramme, Boko Haram und Dumpinglöhne bei der Post sind dieses Mal mit dabei. Schönen Sonntag!

Inhalt

Sprache

It’s 2014 – yet media and politics is still a man’s game

Der britische New Statesman berichtet über eine Studie, in der die Berichterstattung über weibliche Parlamentarierinnen analysiert wurde. Das ernüchternde Ergebnis: Seit 2012 wurde die Sprache noch sexistischer. Von „Babes“, „Cuties“ und „Catfights“.

Quelle: newstatesman.com

Sprachpolizeiliche Ermittlungen

Interessanter Vortrag des Berliner Sprachwissenschaftlers Anatol Stefanowitsch im Rahmen der Konferenz re:publica14 zu geschlechtergerechter und rassismuskritischer Sprache, aus dem Ankündigungstext: „Wo die einen ein Wort als diskriminierend empfinden, beharren andere darauf, dass es eine völlig neutrale Bezeichnung sei. […]. Die metasprachlichen Grabenkämpfe, die sich an diesen Konflikten entzünden, bleiben oft selbst dort frustrierend und fruchtlos, wo auf beiden Seiten ein Wille zur Verständigung besteht. Das liegt daran, dass beide Seiten einer Reihe von (teilweise gemeinsamen) Fehlschlüssen über die Funktionsweise von Sprache unterliegen, die jeden Fortschritt in der Diskussion blockieren.“

Quelle: sprachlog.de

Europa

„Ich vermisse die Leidenschaft in der Politik“

Der Schriftsteller und Moderator Wolfgang Herles erklärt in einem Interview mit dem „European“, dass wir uns stärker in die Europapolitik einmischen sollten und die Diskussionen ruhig polarisierter sein könnten. Ein Gespräch über Selbstzerstörung, die Wichtigkeit von Streit und das stets skeptische Europa. In diesem Zusammenhang ist vielleicht auch das etwas ältere Interview mit Chantal Mouffe interessant, in dem sie zu einem linken Populismus in Europa aufruft. 

Quelle: de.theeuropean.eu

Warum wir vor der Europawahl eher die europäischen als die nationalen Parteiprogramme lesen sollten

Der Politologe Manuel Müller erklärt in seinem Blog, warum nationale Wahlkampfprogramme bei der Europawahl im Vergleich zu den gemeinsamen europäischen Wahlkampfprogrammen zunehmend an Bedeutung verlieren: „Vor der Europawahl wird in den Medien meist vor allem über die Wahlprogramme der nationalen Parteien diskutiert. Doch wegen der steigenden Fraktionsdisziplin im Europäischen Parlament sind die gemeinsamen „Manifestos“ der europäischen Parteien inzwischen eigentlich die spannendere Informationsquelle.“

Quelle: foederalist.blogspot.de

International

Boko Haram’s Local Fight Suddenly Gets International Scrutiny

Links der Woche in den Links der Woche. Das amerikanische öffentliche Radio gibt einen Überblick über einige W-Fragen in Verbindung mit Boko Haram: Wer, was, seit wann, warum? Im Text sind weiterführende Artikel verlinkt.

Quelle: npr.org

Teil des Problems

Eine von Ed Miliband geführte Labour-Regierung in Großbritannien würde sich nicht anders verhalten als die derzeitige unter dem Konservativen David Cameron. Zu sehr ist die Haltung dieser als „New Labour“ firmierenden Partei schon von demselben Imperativ bestimmt: der Profit steht über allem anderen – So lautet die These des britischen Regisseurs und Drehbuchautors Ken Loach. Ins einem Beitrag skizziert er die Ideologie-fundierte Brutalität der Tory-Regierung im sozialen Bereich und bezweifelt, dass Labour wesentlich anders agieren würde. Labour sei Teil des Problems, nicht der Lösung. Er wirbt für eine kürzlich gegründete neue Gruppierung, die ‚Left Unity‘. Sind seine Diagnosen und Argumente auch bei uns relevant?

Quelle: freitag.de

Academics Anonymous: why I’m leaving academia

Ein anonymer Wissenschaftler schreibt im Guardian darüber, warum er nicht weiter in der Wissenschaft tätig sein wird und spricht damit stellvertretend für eine ganze Generation desillusionierter WissenschaftlerInnen. Da es im Augenblick europaweit keine Perspektiven für JungwissenschaftlerInnen gibt, dürfen wir uns in den nächsten Jahren auf ein massives Problem gefasst machen.

Quelle: theguardian.com

Die USA sind der einzige Garant für Freiheit

Ultraliberale betrachten die USA als Hort und Garant der Freiheit, die EU und die ihr zu Grunde liegende deutsch-französische Freundschaft hingegen als kollektivistische Gemeinwohldiktatur. Jede Kritik an der US-Außenpolitik wird in dieser Lesart als antliberaler, wenn nicht antikapitalistischer Reflex gegen Moderne und Aufklärung betrachtet. Im Cicero Magazin findet sich lesenswerter Unsinn, der Einblicke in das gibt was sich in Europa an manchen Ecken zu formieren droht: Eine marktradikale Rechte nach US-Vorbild.

Quelle: cicero.de

Wirtschaft

Weniger ist leer

Deregulierung, Privatisierung und Zerschlagung öffentlicher Monopole führen zu mehr Konkurrenz, Effizienz und geringeren Preisen für die KundInnen, so die klassische ökonomische Theorie. Grund für die geringeren Preise sind aber in großem Maße Dumpinglöhne. Die Deutsche Post behilft sich mit SubauftragsnehmerInnen, die ihren MitarbeiterInnen knapp 800 Euro monatlich bezahlen, in Österreich bedient sich die Post ähnlicher Strategien (FORBA forschte dazu, der Stundenlohn von WerkvertragsnehmerInnen bei der Post-Tochter Feibra wird dort mit 4-5 Euro pro Stunde geschätzt). In der Zeit kommt ein Mitarbeiter eines deutschen Postpartners zu Wort – ein Artikel voll unschaffbarer Touren, unglaublicher Dienstvertragsklauseln und unendlichen Sub-Sub-SubauftragnehmerInnen-Ketten.

Quelle: zeit.de

Verringerung des Budgetdefizits, aber nicht der Arbeitslosigkeit

Markus Marterbauer kommentiert am Arbeit&Wirtschaft Blog den Budgetentwurf der Bundesregierung. Seine zentrale Kritik: Die Regierung unternimmt viel zu wenig gegen die Arbeitslosigkeit. Diese liegt immer noch um 123.000 Personen über Vorkrisenniveau „Die beiden wichtigsten Folgen der Finanzkrise werden dabei recht unterschiedlich bewältigt: Das Budgetdefizit wird auf Vorkrisenniveau zurückgeführt, die Arbeitslosigkeit bleibt auf Rekordniveau.“

Quelle:  blog.arbeit-wirtschaft.at

Der Staat als Pleiteholding

Ökonomin Silvia Angelo beschreibt in ihrem Blogeintrag zum Mexiko-Deal der Telekom nicht nur die politische Logik dieser Entscheidung („Was wirtschaftlichen Erfolg hat wird verkauft, möglichst noch unter Wert. Der Rest bleibt der Republik. Der Staat verkommt zunehmend zur Mist- und Sondermülldeponie, die ökonomischen Erfolge werden von anderen abgeholt.“), sondern zeichnet die eher haarsträubende Genese der Entscheidung für den Syndikatsvertrag im Aufsichtsrat nach: „Wie viele der Aufsichtsräte sich tatsächlich eingehend mit dem Syndikatsvertrag beschäftigt haben, über den sie abgestimmt haben, sei dahin gestellt. Der Vorsitzende wird ihn sich sicher eingehend am eiligen Rückflug nach Wien angesehen haben. Die Arbeitnehmervertreter haben ihn an dem einen Tag, an dem das technisch überhaupt möglich war, jedenfalls mit Experten geprüft und was sie gefunden haben, hat sie offenbar nicht überzeugt“. 

Quelle: blog.arbeit-wirtschaft.at

 

 

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