Schlechtes Briefing, Unsicherheit und Zeitdruck

– die Vorbereitung auf die Volksbefragung fühlt sich an wie eine Notfallsituation für überforderte Zivildienst-Sanitäter

In wenigen Monaten also sollen wir Österreicher_innen über die Zukunft von Wehrpflicht und Zivildienst entscheiden. Bislang sehe ich mich vonseiten der Regierungsmitglieder mit vielerlei unsachlichen Aussagen konfrontiert und staune, wie lapidar die Frage der Zivildiener im Rettungswesen als Beiwagen zur Heer-Debatte diskutiert wird.

Armin Reisinger*

Populistische Argumente à la „wenn der Zivildienst wegfällt, kommt die Rettung mit 10 bis 20 Minuten Verspätung“ vonseiten der Innenministerin fallen besonders auf. Eine unsachliche Behauptung würde allerdings ein entkräftendes Gegenargument erfordern und nicht jenes wie von Rudas‘ Seite, dass die Menschen keine Angst zu haben bräuchten, denn „in Wien gibt es ja immerhin auch ein funktionierendes Rettungswesen“.

Es stimmt natürlich, dass tausende Zivildiener eine tragende Säule unter anderem auch im Rettungswesen sind; allerdings scheint hier unbekannt zu sein, dass es nebst “üblichen” Rettungsorganisationen wie dem Roten Kreuz in Wien mit der Wiener Rettung ein System gibt, das rein auf Angestellten basiert. Es ist die Wiener Rettung, die zu den positiven Statistiken im Vergleich der Bundesländer untereinander beiträgt, da sich diese Organisation durch einen Ausbildungsstandard auszeichnet, der höher als jener der meisten anderen Rettungsorganisationen ist; ein Ausbildungsstandard, der nicht einmal zwangsläufig von langjährigen

ehrenamtlichen Mitarbeiter_innen erreicht wird. Notfallkompetenz eines Sanitäters bzw. einer Sanitäterin hört nicht bei rechtzeitigem Eintreffen am Notfallort auf.

Ich erwarte mit Spannung Minister Hundstorfers Präsentation eines alternativen Modells. Es wäre wünschenswert, mit fairer Absicherung die Möglichkeit zu haben, durch einen Job im sozialen Bereich den eigenen Horizont zu erweitern. Gerade im Rettungsdienst soll es aber auch vor allem Ziel sein, Sanitäter_innen fundiert auszubilden, und diese nicht nach nur 260-stündiger Ausbildung in Notfallsituationen zu schicken, die sie aufgrund mangelnder Erfahrung nicht bewältigen können.

Es ist zu kurz gegriffen, Ehrenamtlichen, Zivildienern bzw. Absolvent_innen eines Freiwilligen Jahres die Verantwortung für ein optimal funktionierendes Rettungswesen aufzubürden – es ist die Aufgabe der Politik, für bestmögliches, den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechendes Training von Sanitäter_innen zu sorgen.

*Armin Reisinger ist seit 11 Jahren im Rettungsdienst tätig, ehrenamtlich sowie beruflich als Notfall- und Lehrsanitäter

2 Responses to Schlechtes Briefing, Unsicherheit und Zeitdruck

  1. Alexandra Bader 15. September 2012 at 11:17 #

    macht doch eine soldaritätsaktion für norbert darabos, wie jene für sonja ablinger im juli! darabos wird jetzt völlig an den rand gedrängt, er tritt fast nie öffentlich auf; offenbar sollen an seiner stelle androsch und cap sprechen, die beide US-interessen dienen und für den beitritt zur NATO sind. darabos wird ohnehin auch bisher von „seinem“ kabinettschef überwacht und abgeschottet und hatte weder mit dem „kurswechsel“ in sachen wehrpflicht noch mit der abberufung entachers zu tun. fragen zum androsch-personenkomittee „unser heer“, das man besser „USA heer“ nennen sollte, werden nicht beantwortet! ich wollte von kampagnenleiter stefan bachleitner, der ja 2004 im team von fischers wahlkampfleiter darabos arbeitete, wissen, welche rolle darabos bei „seinem“ thema überhaupt noch spielen wird. ob er weiter abgeschottet und überwacht wird, ob statt ihm nur mehr andere sprechen etc. keine reaktion – das sagt alles! faymann und co. verkaufen also österreich, die SPÖ, die bundesverfassung und das amt des ministers an die NATO! ich wollte auch vergeblich ein statement dazu:

    Mit Hannes Androsch in die NATO?

    http://www.ceiberweiber.at/index.php?type=review&area=1&p=articles&id=2510

  2. Bernhard 14. September 2012 at 13:17 #

    Hallo,

    als Ex-Zivi im Rettungsdienst würde ich gerne noch einen Aspekt ergänzen: Ich würde schätzen, dass ca. 80% der geleisteten Ziviarbeit bei den Rettungsorganisationen im Krankentransport und nicht in der Notfallrettung anfallen.

    Also in einem Bereich, in dem die Rettungsorganisationen gutes Geld verdienen (durch niedrigere Personalkosten dank Zivis halt noch ein bisschen mehr). Immerhin gibt es im Krankentransport ja auch genug private Mitbewerber, die sich um die Fahrten streiten – ganz ohne Zivis.

    Für die Notfallrettung wiederum halte ich die Auswirkungen beim Wegfall der Zivis durchaus für überschaubar – auch im ländlichen Raum. Bei den Krankentransporten würden Rotes Kreuz und Co. halt ein bisschen weniger verdienen.

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