Links der Woche 5/2019

Eine Woche der Jubiläen liegt hinter uns, jedes mit teilweise bitterem Aktualitätsbezug:

Der 80. Geburtstag von Johanna Dohnal trifft zusammen mit der Unterstützung führender Regierungsmitglieder für eine Anti-Abtreibungs-Kampagne. Den 85. Jahrestag der Februarkämpfe begehen wir zu einem Zeitpunkt, an dem Innenminister Kickl „Sicherungshaft“ für Jene fordert, die ihm unliebsam sind.

Wem dies alles wie ein Horror-Computerspiel vorkommt, liegt vielleicht nicht so falsch. Und auch dem alten Karl Marx bleibt nichts erspart.

Inhalt

Johanna Dohnal im Gespräch

Zu einer Zeit als es für Frauen in der SPÖ wenig Platz gab, kämpfte Johanna Dohnal unermüdlich für Gleichstellung. Diesen Kampf focht sie nicht nur auf der Bühne der österreichischen Innenpolitik, sondern gerade auch innerhalb der eigenen Partei – oft sagte sie „Ich bin in meiner eigenen Partei in Opposition“. Zum 80. Geburtstag wiederholt Ö1 ein Interview von 2009, 3 Monate vor Dohnals Tod.

Zu hören auf Ö1 (online nur bis 21.2.)

Nach dem Rechten sehen!

Die Sozialdemokratie befindet sich in der Defensive. Erschöpft taumelt sie dahin, ihre Lebenszeichen werden täglich schwächer.
Auch wenn die Voraussetzungen in der 1. Republik andere waren, sieht Paul Sailer-Wlasits im Standard Parallelen zu heute: Die vollmundigen klassenkämpferischen Positionen des Parteiprogramms wurden nicht umgesetzt, als die Bourgeoisie einen Frontalangriff auf den österreichischen Parlamentarismus vornahm. Stattdessen blieb man bei defensivem tagespolitischen Taktieren.

Hier sein Kommentar im Standard

Können Demokratie und Menschenrechte „verfassungskonform“ abgeschafft werden?

Es ist nicht erst seit der Ankündigung einer „Sicherungshaft“ ein Thema: Wie sehr schützt uns unser Rechtsstaat und die Verfassung vor den Fantasien von Kickl und Co? Wie wehrhaft ist unser Rechtsstaat? Kann sich Alles mit einer 2/3-Mehrheit ändern? Lukas Wurz macht sich dazu Gedanken im reflektive-Blog.

Hier seine Einschätzung

Wiedersehen in Wigan

Die Ziegelarbeiter vom Wienerberg kennt wohl jedeR, die sich auch nur halbwegs mit der Geschichte der ArbeiterInnen-Bewegung in Österreich beschäftigt hat. Doch auch aus Großbritannien gibt es eine ähnlich klassische Sozialreportage: 50 Jahre später, und von niemand Geringerem als George Orwell verfasst. Auf seiner Reise durch Nordengland kam er 1936 auch in die Bergarbeiterstadt Wigan. Ein Jahr später erschien sein Bericht „The Road to Wigan Pier“. Heute sind die Zechen von Wigan schon lange geschlossen und die Armut ist zurückgekommen. Gwenaelle Lenoir schreibt darüber in der deutschen Ausgabe von Le Monde.

Hier ihr Artikel

Das Politische im digitalen Horrorspiel

Vor zwei Wochen haben wir über die Diskussion berichtet, warum Nazis in Computerspielen immer die Bösen sein müssen. Doch Computerspiele können auch darüber hinaus eine politische Dimension haben:

Der Mantel des Horrors ermöglicht es uns oft, über Themen zu sprechen, die sonst so nicht angesprochen werden dürften. Wahnwitzige Monster warnen uns vor den Gefahren der Genmanipulation, Maschinen rebellieren und verarbeiten die voranschreitende Robotisierung unserer Gesellschaft, und überall bedroht uns das Fremde. Horror kratzt an Tabus, er lotet die Grenzen unserer Gesellschaft aus. Es geht ihm um Identitäten und ihre Brüchigkeit, um Gemeinschaft, Ethik und Moral. Doch muss, was für Horrorfilme und -romane gilt, auch für Horrorspiele gelten? Eugen Pfister leitet dazu ein spannendes Forschungsprojekt an der Hochschule der Künste in Bern.

Hier sein Bericht

SPD läutet traditionelles linkes Halbjahr vor wichtigen Wahlen ein

Nicht nur die SPÖ hat ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn sie mit sozialdemokratischen Forderungen in Wahlkämpfe geht. Auch die SPD teilt dieses Schicksal, und nicht zum ersten Mal, weiß Der Postillon, Deutschlands einziges seriöses Online-Medium. Eine erschütternde Analyse vergangener Wahlplakate.

Hier die Ergebnisse der Recherche

Finally, a Karl Marx Anime

Karl Marx und Kaiser Franz Josef haben nicht nur den weißen Bart gemeinsam. Beiden blieb auch tatsächlich nichts erspart. Nun hat auch die Anime-Welt Marx entdeckt, und stellt ihn so dar, wie er wirklich war: „a slim, trim, blue-eyed, trenchcoat-sporting wet dream of a revolutionary“. Rosemarie Ho in The Outline weiß mehr darüber.

Hier ihr Artikel (auf englisch)

One Response to Links der Woche 5/2019

  1. Konrad Pillwein 17. Februar 2019 at 20:21 #

    „Können Demokratie und Menschenrechte verfassungskonform abgeschafft werden“?
    Ich fürchte das hat schon schleichend begonnen und meine größte Sorge ist dass unser Bundespräsident mit seinem Harmoniebedürfnud schlafwandelnd in Hindenburgscher Manier dem Vorschub leistet; Bis es zu spät ist.

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