Sonntag ists, wir sind ein bisschen fertig vom frühen Aufstehen und Wahlbeisitzen, und das Ergebnis der EU-Wahl muss vielleicht noch ein bisschen sickern. Für den Abend haben wir uns dennoch ein paar feine Links verdient: Warum krachts bei Demos in Wien immer mit der Polizei? Wie ist das mit Viktor Orbán und der Ukraine? Und warum sind wir eigentlich immer so gestresst? Viel Spaß beim Lesen!
Inhalt
Wien
Warum laufen Polizeieinsätze bei Demonstrationen in Wien, in denen Linke und Rechte aufeindertreffen, immer nach dem gleichen Eskalationsschema ab? Weil die Wiener Polizei sich so verhält, als wäre jede Demo ein potenzieller Bürgerkrieg. So erklärt es jedenfalls Rechts- und Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl im Interview mit der Wiener Zeitung.
Quelle: wienerzeitung.at
Drei junge türkischstämmige ÖsterreicherInnen reden über ihre Identität: „Es ist lustig, aber ich kann nicht sagen: Ich bin Österreicher – das wäre gelogen, das stimmt einfach nicht. Aber gleichzeitig habe ich so viele untypische türkische Sachen an mir, da ist der österreichische Einfluss wiederum sehr groß.“
Quelle: wienerzeitung.at
Gesellschaft
Eine alte, aber faszinierende Idee: Können Menschen Essen durch synthetische Nahrung ersetzen? Soylent ist ein Produkt eines amerikanischen IT-Startups. Die jungen Männer wussten nicht, wie sie sich während ihrer Programmiertätigkeit gut und gesund ernähren sollten, daher entwickelten sie ein Pulver, das alles hat. Ist das die ultimative Normung des menschlichen Körpers, nimmt es der hart arbeitenden aber Mittagessen-Instagrammenden Generation Y den letzten Moment Genuss und einzig legitimes Argument für eine Pause? Oder hat der Erfinder einen Punkt? Er argumentiert nicht nur mit höherer Arbeitseffizient: Diese Art sich zu ernähren ist effizienter und umweltfreundlicher, sie ist günstig und ermöglicht viel mehr Menschen Zugang zu gesunder Nahrung. In Zeiten von Bio-Revolution, Slow-Food, Fettleibigkeit mit gleichzeitiger Unterernährung, epidemischer Diabetis und zig Millionen Food-Blogs ist das ein echt spannender Artikel.
Quelle: thenewyorker.org
„How did we get so busy?“ Die durch wissenschaftlichen Fortschritt und gemeinsame Anstrengung erreichte Produktivitätssteigerung würde dazu führen, dass Menschen in Zukunft nur noch drei Stunden am Tag arbeiten müssten. Das prognostizierte John Maynard Keynes in den 1930er Jahren. Womit man seine Zeit dann sinnvoll füllen könnte, würde die große Herausforderung der Zukunft, meinte er. Warum lag er eigentlich so falsch, wo sich doch das BIP tatsächlich verfielfacht hat? Dieser Artikel geht auf kurzweilige Art vielen Erklärungsansätzen dazu nach.
Quelle: thenewyorker.org
Wiedergelesen: Die Theorie der Hegemonie
Am Theorieblog gibt es die tolle Serie „Wiedergelesen“, in der Klassiker auf ihre Aktualität hin abgeklopft werden. Anlässlich des Tods von Ernesto Laclau widmet sich der jüngste Beitrag seinem gemeinsam mit Chantal Mouffe verfassten Werk „Hegemony and Socialist Strategy. Towards a Radical Democratic Politics“.
Quelle: theorieblog.de
Europa
Roger Willemsen bereiste für die Süddeutsche Zeitung Europa – per Interrail. “ ‚Mit der Bahn?‘, fragte ihn ein zwölfjähriger bosnischer Junge auf Deutsch, auf der Strecke zwischen Sarajevo und Zagreb. ‚Dazu braucht man Eier.‘ Unser Autor fand: Sitzfleisch reicht. Er lernte Europa durch die Reise neuerlich lieben.“
Quelle: sueddeutsche.de
Bernhard Schinwald schreibt in The European über Viktor Orbans neuesten Streich: Der ungarische Premier beschließt im Ukraine-Konflikt künftig gegen die EU zu arbeiten. Doch weder Brüssel noch die Mitgliedstaaten reagieren darauf.
Quelle: theeuropean.de
The European elections explained in 99 seconds
Jetzt geht’s um was, meint der Guardian: In einem Kurzvideo erklärt das britische Medium die Europawahlen und warnt eindringlich vor der Gefahr rechtspopulistischer, nationalistischer und neofaschistischer Parteien: „These much-misunderstood elections could come to be seen as a turning point in EU history“
Quelle: theguardian.com
Würde sich die EU um junge Leute kümmern wie um jede Kuh auf jeder Weide, wäre die Jugendarbeitslosigkeit kein Problem: „Man darf nicht den Fehler begehen, bei der Sanierung der Haushalte einseitig auf Sparprogramme zu setzen – gerade in den Ländern, in denen jeder zweite junge Mensch arbeitslos ist.“, so der Politologe Wolfgang Gründinger im European.
Quelle: theeuropean.de
Mehr Europa für mehr Demokratie
„Was alle Europäer gemeinsam angeht, muss von Institutionen entschieden werden, die alle Europäer gemeinsam gewählt haben.“ Manuel Müller – Der (europäische) Föderalist – bringt die Frage des Demokratiedefizits hier schön auf den Punkt. Warum Demokratie und europäische Integration in einer globalisierten Welt kein Widerspruch sind, argumentiert er im Text.
Quelle: ichange-europe.de
Netzpolitik
Broken Comment Culture – let’s fix it!
Ist gegen hassversprühende Foren-Trolle ein Kraut gewachsen? Ingrid Brodnig hat auf der re:publica gemeinsam mit Teresa Bücker einen Workshop zum Thema Broken Comment Culture gehalten und ein paar Strategien beschrieben, die den Ton in Online-Diskussionen verbessern.
Und aktuell zum Thema: Immer wieder fordern Herausgeber großer österreichischer Medien Klarnamenpflicht in Foren. Brodnig erklärt in diesem Blogeintrag, warum diese Forderung zwar mit wenig Aufwand für die Herausgeber verbunden ist, flächendeckende Klarnamenpflicht in Online-Foren aber weder die richtige, noch die einzige Antwort auf enthemmte PosterInnen ist.
Quelle: brodnig.org
International
Als “Mann aus dem Volk” hat Narenda Modi mit seiner BJP die indischen Kongresswahlen gewonnen. Die Statistiken zu den neuen Kongressabgeordneten zeigen aber eher more of the same: Männer, Millionäre und mehr denn je Abgeordnete mit krimineller Vergangenheit sind für die indische Gesetzgebung verantwortlich. Detail am Rande: Noch nie hat eine Partei das indische Mehrheitswahlsystem so gut ausgenützt, wie die hindu-nationalistische BJP: “Mit 39 Stimmenprozenten hat ihre Wahlallianz über 60 Prozent der Mandate erobert (336 von 543).” Religiöse Minderheiten waren noch nie so schlecht vertreten.
Quelle: nzz.ch
Wirtschaft
Gesellschaftliche Akzeptanz von einmaligen Vermögensabgaben
Das Institut für höhere Studien (IHS) argumentiert in seinem letzten Policy-Brief „Zur gesellschaftlichen Akzeptanz von einmaligen Vermögensabgaben„, dass einmalige Vermögensabgaben bei der Gesellschaft keine Zustimmung fänden. Kurt Bayer kritisiert die Argumente der Autoren in seinem Blog: Sie haben sich hauptsächlich auf das Ergebnis einer Schweizer Volksabstimmung aus dem Jahr 1922 (!!) bezogen.
Quelle: kurtbayer.wordpress.com
Der aktuelle Newsletter des Max-Plank-Instituts für Gesellschaftsforschung behandelt unter anderem illegale Märkte. Dabei werden interssante Fragen aufgeworfen wie: Wie sind solche Märkte organisiert? Wie sind sie in lokale ökonomische und politische Strukturen eingebettet? Und wie verhalten sich Akteure in der Grauzone zwischen Legalität und Illegalität?
Quelle: mpifg.de
Eine sehr interessante Wissens- und Kommunikationsplattform zu den Themen Gender und Care (im weitesten Sinne) bietet das die Projekthomepage „CaGE – Care, Gender und Green Economy“
Quelle: cage-online.de
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