Die Links der Woche sind wieder da: USA, Ukraine, Uganda und vieles mehr erwarten euch dieses Mal. Meistens sind das keine guten Neuigkeiten. Zur Ukraine gibt es viele Analysen was schief läuft und was getan werden müsste, den Weg dorthin macht das aber nicht einfacher. Ähnlich ist es mit den amerikanischen Progressiven: Deren Probleme zu benennen, ist nur der halbe Weg. Aber keine Sorge, auch ein bisschen light reading haben wir mit im Programm: Die Geschichte der chinesischen Panda-Diplomatie zum Beispiel. Schönen Sonntag!
Inhalt
Wien
Stadtplanung: Wie groß kann Wien noch werden?
Bis 2035 wird Wien die 2-Millionengrenze überschreiten und kurz danach seinen bisherigen Bevölkerungshöchststand von 1910 übertreffen. Die Stadtpolitik möchte die Grünflächen (50% Wiens) erhalten. Bis die Brachen verbaut sind (alte Bahnhofsgelände) und die Verdichtung ausgeschöpft ist (z.B. Dachgeschoßausbau), sollte eine urbane Planungskooperation mit dem Umland endlich in die Gänge kommen.
Quelle: diepresse.com
Das Video vom Wiener Stadtgespräch mit Helga Nowotny, u.a. Vorsitzende des Universitätsrats der Universität Wien, zum Stellenwert der Wissenschaft in Östererreich ist nun online.
Quelle: wienerstadtgespraech.at
Isolde Charim schreibt in der Taz über das Konzept Begegnungszone in der MaHü: „Die paternalistische StVO, die uns in ebenso disziplinierte wie undisziplinierte Straßensubjekte verwandelt, reicht nicht mehr aus. Es braucht stattdessen eine Art von Protestantisierung der Verkehrsteilnehmer: die müssen die Prinzipien von Rücksicht tatsächlich verinnerlichen.“
Quelle: taz.de
Arbeitswelt
Worse than Wal-Mart: Amazon’s sick brutality and secret history of ruthlessly intimidating workers
Amazon wirkt bisweilen wie ein Labor, in dem mit neuen Formen der Arbeitsteilung und Kontrolle experimentiert wird, um die Effizienz der Arbeitenden bei gleichzeitiger arbeitgeberseitiger Lohnzurückhaltung zu erhöhen. Ein streckenweise schockierendes Exzerpt aus dem Buch „Mindless: Why Smarter Machines are Making Dumber Humans“ von Simon Head.
Quelle: salon.com
Freier Markt? Bitte nicht bei den Gehältern von Software-EntwicklerInnen im Silicon Valley. Zumindest nicht, wenn es nach Apple, Google, Intel & Co. geht. Die Schadenssumme der Sammelklage gegen den Nichtangriffspakt der Konzerne beläuft sich angeblich auf bis zu 9 Milliarden $. Und wer war eine der treibenden Kräfte hinter diesem Arrangement? Der Visionär, die Lichtgestalt: Steve Jobs.
Quelle: pando.com
ÖBB: Ungarische Bahnstewardessen machen die gleiche Arbeit für ein Drittel des Lohns
Ein weiteres unrühmliches Kapitel zu den Auswirkungen von Ausgliederung, Outsourcing und damit verbundener „Lohnoptimierung“: Die Arbeitsbedingungen der in Ungarn angestellten Boardstewards und -Stewardessen, die die ÖBB-Kund_innen mit Essen und Trinken versorgen.
Quelle: profil.at
Kollektivvertrag hui, gesetzlicher Mindestlohn pfui? Eine Entgegnung auf Christoph Klein
Am Arbeit&Wirtschaft Blog veröffentlichte Christoph Klein kürzlich einen Artikel mit Argumenten gegen einen gesetzlichen Mindestlohn. Hier eine lesenswerte Entgegung von Lukas Wurz (auch wenn ein etwas freundschaftlicherer Tonfall nicht geschadet hätte).
Quelle: diealternative.org
Zum Thema 30-h-Woche: David Spencer von der Leeds University erklärt auf dem Blog der LSE warum weniger Arbeit mehr Lebensqualität für alle bedeuten würde und auch eine Lösung für Überarbeit (overwork) auf der einen Seite und Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite verspräche.
Quelle: blogs.lse.co.uk/europpblog
Wirtschaft
Schwarzgeldspur mit Austro-Connection
Aktuell muss sich die Credit Suisse im amerikanischen Senat für Beihilfe zur Steuerhinterziehung verantworten. Auch Österreich kommt im Senatsbericht als „allseits bekannte Steueroase“ zur Sprache. Der Grund: Das Bankgeheimnis.
Quelle: derstandard.at
Der jüngste Anstieg der Armutsgefährdetenquote in der Statistik über die Haushaltseinkommen hat mit neuen Messverfahren zu tun und zeigt, dass sich bei Befragungen ärmere Leute wohlhabender und reichere Leute ärmer darstellen.
Quelle: blog.arbeit-wirtschaft.at
Ein richtungsweisendes Gerichtsverfahren findet demnächst in Berlin statt. Die Konfliktparteien: die Berliner Verkehrsbetriebe vs. JP Morgan. Erstere haben 2007 eine komplizierte Finanzwette mit zweiteren abgeschloosen, die genauen Konditionen jedoch – und das ist per Email belegt – nicht verstanden. Durch Einbruch der Finanzkrise sahen sie sich plötzlich einer Zahlung von über 200 Mio Euro gegenüber. Das Verfahren soll nun klären, ob JP Morgan Informationspflichten verletzte und die Berliner Verkehrsbetriebe der Zahlung dadurch entgehen. Detail am Rande: Thilo Sarrazin saß zum Zeitpunkt des Deal-Abschlusses im Aufsichtsrat der Berliner Verkehrsbetriebe. Auch er stimmte dem Abschluss zu, ohne ihn verstanden zu haben.
Quelle: taz.de
USA
Nothing Left. The long, slow surrender of American liberals
Probleme, gesellschaftliche Zukunftsbilder zu formulieren und dafür einzustehen hat nicht nur die europäische Linke. Der Politikwissenschaftler Adoplh Reed beschreibt das als zentrales Problem der amerikanischen Progressiven: „The terms “left” and “progressive” — and in practical usage the latter is only a milquetoast version of the former — now signify a cultural sensibility rather than a reasoned critique of the existing social order. Because only the right proceeds from a clear, practical utopian vision, “left” has come to mean little more than “not right.”
Quelle: rad-green@lists.econ.utah.edu
George Scialabba, Literaturkritiker, hat Reed’s Text ebenfalls gelesen. Am Blog des Bafflers verfasste er einen wesentlich kürzeren, selbstkritischen Beitrag über die Linke in den USA. Aller Orts liest er Aufrufe und Manifeste – allein sie zeigen keine Wirkung: „I read these mini-manifestoes […] with inexhaustible hopefulness. Surely so much intelligence and good will are bound to find a way?“
Quelle: thebaffler.com
The problem with little white girls (and boys): why I stopped being a voluntourist
Die 21jährige New Yorkerin Pippa Biddle erklärt auf ihrem Blog, warum sie aufgehört hat, als „Voluntourist“ in der Entwicklungszusammenarbeit tätig zu sein.
Quelle: pippabiddle.com
Chokwe Lumumba: A Revolutionary to the End
Leider sind Nachrufe oft die einzige Gelegenheit interessante und unorthodoxe, in Österreich oft nur einem kleinen Kreis bekannte Politiker_innenpersönlichkeiten, kennenzulernen. So zB Chokwe Lumumba: Der erst im Sommer 2013 angelobte Bürgermeister von Jackson/Mississippi setzte politisch auf BürgerInnenversammlungen (peoples‘ assemblies) und auf selbstverwaltete Genossenschaften.
Quelle: thenation.com
Europa
Wenn an diesem Sonntag Europawahl wäre: Prognose für das Europäische Parlament
Knapper gehts nicht. Eine aktuelle Wahlprognose von Manuel Müllers Blog (Stand 27.12.), basierend auf nationalen Umfragen: 214:214
Quelle: foederalist.blogspot.de
Communicating European Integration
Soeben ist die neuste Ausgabe des Journal for Contemporary European Research zum Thema „Communicating European Integration“ erschienen. Mit dabei: Ein Artikel von Anne Bruch und Eugen Pfister zum Thema medialer Konstruktion europäischer Identität.
Quelle: jcer.net
„In Athen bekommt man Oralverkehr für fünf Euro“
Eine weitere dunkle Seite der Krise und der steigenden Arbeitslosigkeit ist das Anwachsen der Sexindustrie, wo häufig Migrant_innen mangels anderer Arbeitsmöglichkeiten beschäftigt sind. Die die griechische Fotojournalistin Myrto Papadopoulos, die ein Fotoprojekt in diesem Umfeld macht, spricht im Inteview über die Situation in Griechenland.
Quelle: zeit.de
Zwei junge Männer starben in Deutschland, nachdem sie einen Joint geraucht hatten. „Totgekifft“, schreibt bild.de, doch die Obduktionsbefunde belegen keinen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Tod. Die Zeit gibt einen Überblick über die Diskussionen der forensischen Wissenschaft über den Fall.
Quelle: zeit.de
Polizei-Orden für Heilige Jungfrau in Spanien
Das spanische Innenministerium hat der Heiligen Jungfrau Maria einen Orden für exzellente Polizeiarbeit verliehen. Was wie ein Scherz klingt, ist der volle Ernst des katholisch-konservativen Innenministers Jorge Fernández Díaz. Das Opus Dei Mitglied verglich bereits Abtreibung mit terroristischen Anschlägen, gegen die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher PartnerInnenschaften wand er ein, dass damit der Fortbestand der menschlichen Spezies gefährdet sei.
Ukraine
What Ukraine needs from the EU is a balancing act
Misha Glenny, Experte für organisiertes Verbrechen, plädiert er zum Thema Ukraine u.a. für Zusammenarbeit zwischen Russland und dem Westen, streicht die Differenzen zw. EU und USA hervor, erklärt die zentrale Rolle der Oligarchen (Innen?) und dass das Abkommen mit der EU mehr Metapher als Grund für die Proteste war.
Quelle: theguardian.com
Thomas Mayer kritisiert im Standard das Fehlen einer gemeinsamen europäischen Außenpolitik. Das Beispiel der Ukraine zeige: „Zu wenig, zu spät, zu unentschlossen – auch bei Konflikten in unmittelbarer Nachbarschaft. So treten die EU-Europäer als Gesamtes in der Welt auf.“
Quelle: derstandard.at
Ukraine: Die Kiew-Connection in Wien
Geldwäscheverdacht in Österreich: Die Presse berichtet über die finanziellen Verstrickungen des Janukowitsch-Clans in Wien.
Quelle: diepresse.com
Erklärung des Präsidenten des All-Ukrainischen Jüdischen Kongresses zur Situation in der Ukraine
Der Präsident des All-Ukrainischen Jüdischen Kongresses betont, dass es zu keiner Zunahme antisemitischer Aktivitäten im Rahmen der Proteste in der Ukraine gekommen ist.
Quelle: ukraine-nachrichten.de
Russland erklärt sich zum antifaschistischen Schutzwall
Hannah Beitzer erklärt in der Süddeutschen Zeitung, warum Moskau vor ukrainischen Rechtsextremisten warnt in einem Artikel mit dem wunderschönen Titel: „Russland erklärt sich zum antifaschistischen Schutzwall“: „Wie groß ist der Einfluss rechtsradikaler Kräfte auf dem Maidan? Aus Moskau heißt es: groß. Dass sich aber ausgerechnet die russische Führung als Kämpfer gegen Nationalismus und Faschismus inszeniert, ist zynisch. Auch wenn der Versuch einer bestechenden historischen Logik folgt.“
Quelle: sueddeutsche.de
Yale Historiker Timothy Snyder (forscht gerade am Wiener IWM) schrieb für die New York Review of Books eine Analyse der Ukraine.
Quelle: nybooks.com
Stephen F. Cohen, Slawist, schreibt über die verzerrte Darstellung Russlands in US-amerikanischen Medien (auch im Zusammenhang mit der Ukraine). Vor allem im Vergleich mit der Berichterstattung über Jelzin fällt die Darstellung Putins als das personifizierte Böse ins Auge: „If Russia under Yeltsin was presented as having legitimate politics and national interests, we are now made to believe that Putin’s Russia has none at all, at home or abroad—even on its own borders, as in Ukraine.“ Auch an Snyder hat Cohen einiges auszusetzen.
Quelle: thenation.com
Reinhard Göweil von der Wiener Zeitung erklärt, dass die Ukraine zuallererst einen Überbrückungskredit in Höhe von drei Milliarden Euro bräuchte, damit das Vertrauen in Europa wieder hergestellt würde.
Quelle: wienerzeitung.at
Uganda, Südsudan und China
Ugandan newspaper names ‚200 top‘ homosexuals
Als „Salut“ an die neue Anti-Gay-Bill in Uganda hat nun eine lokale Tageszeitung eine Hexenjagd auf Homosexuelle gestartet. Es ist nicht das erste Mal: 2010 wurden schon einmal Adressen und Namen von 100 Homosexuellen mit dem Zusatz „Hang Them“ veröffentlicht, Aktivist David Kato wurde damals auf der Titelseite abgebildet. 2011 wurde er ermordet.
Quelle: smh.com
Americans’ Role Seen in Uganda Anti-Gay Push
US-Evangelikale sollen das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Uganda beeinflusst haben . Die drei evangelikalen Christen, die letzten März eine Reihe von Vorträgen in Uganda hielten, bestreiten das nun vehement.
Quelle: nytimes.com
Chinas „außenpolitische Fußspuren“
Der Südsudan bleibt ein politisches Pulverfass. Der Waffenstillstand wird nur sporadisch eingehalten. Der jüngste Staat der Welt steht nur zweieinhalb Jahre nach Erlangen der Unabhängigkeit wieder am Abgrund. China tritt erstmals hinter den Kulissen als Vermittler auf – und weicht seine Doktrin der „Nichteinmischung“ auf.
Quelle: faz.net
China’s cuddly ambassadors with diplomatic clout
China’s Panda-Diplomatiegeschichte: Anfangs noch Geschenke, heute keine Pandaleihgabe ohne Gegenleistung.
Quelle: theguardian.com
Geschlechterpolitik
Ist es förderlich in diversen Werbungen Männer als komplette Dodeln darzustellen, die selbst einfache Hausarbeiten nicht ordentlich hinkriegen? Der Artikel entlarvt gerade diese Werbungen, die sich ob ihres Augenzwinkerns besonders fortschrittlich vorkommen, als das, was sie sind: ein Einzementieren der Geschlechterrollen, speziell wenn es um die Aufgabenverteilung im Haushalt geht.
Quelle: diestandard.at
Das GenderDatenPortal des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der deutschen Böckler Stifung ist eine wahre Fundgrube für genderspezifische Daten in den Bereichen Arbeitszeit, Führungspositionen, Entgeltungleichheit und vieles mehr.
Quelle: Boeckler.de
Netzpolitik
How Covert Agents Infiltrate the Internet to Manipulate, Deceive, and Destroy Reputations
Der neueste Auszug aus den von Snowden geleakten Dokumenten: Der britische Geheimdienst GCHQ legt in einer Präsentation dar, wie unliebsame Personen und Gruppen online diskreditiert werden können. Maßnahmen dafür sind beispielsweise gefälschte Postings oder E-Mails an Freunde und Verwandte. Abgerundet wird die Anleitung mit Konzepten aus der Psychologie und den Sozialwissenschaften wie Gruppentheorie oder „Confirmation Bias“. Zählen wir zusammen: Geheimdienste posten gefälschte Beiträge, Unternehmen wie BP und PR-Agenturen lassen Wikipedia-Seiten aufhübschen, Amazon-Rezensionen und Twitter-Follower kann man sich kaufen – was bleibt dann noch vom „Internet“ übrig?
Quelle: fistlook.org
Keeping Secrets: Pierre Omidyar, Glenn Greenwald and the privatization of Snowden’s leaks
Die von Snowden geleakten Dokumente wurden von amerikanischen und britischen Regierungsstellen erstellt, die wiederum durch die jeweiligen SteuerzahlerInnen finanziert wurden. Jetzt dienen diese heruntergeladenen Unterlagen als wertvolles Asset der neuen Nachrichtenorganisation des 8,5-Milliarden-$-schweren eBay-Gründers Pierre Omidyar. Außerdem wurden mit Ihnen die Reichweite und die Einnahmen einiger etablierter Medien gesteigert. Sollten diese Dokumente nicht allen BürgerInnen, in dessen Namen diese erstellt wurden und die diese finanziert haben, zugänglich sein, anstatt nur einigen wenigen Organisationen? Wenn es mit dem jetzigen Tempo weiter geht, wird es noch 42 Jahre dauern, bis alle Seiten veröffentlicht sind.
Quelle: Pando.com
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