Manche Dinge sind näher, als man denkt. Die Arbeitsbedingungen von Foxconn sind kein „Chinesisches Problem“, der Konzern unterhält auch Standorte in der Tschechischen Republik. Die Gesundheit von Frauen wird nicht nur im amerikanischen Bible Belt mit radikalen Abtreibungsverboten gefährdet, sondern auch in Spanien. Dass die Ukraine so nah an Wien ist wie die Schweiz wurde in den letzten Wochen häufig betont, die Sicht ukrainischer Juden auf die Situation hat es aber bisher nicht in die Öffentlichkeit geschafft. Unter anderem darüber informieren die Links der Woche. Schönen Sonntag!
Inhalt
International
2014: What scientific idea is ready for retirement?
Zu Beginn jeden Jahres stellt der New Yorker Literaturagent John Brockmann renommierten WissenschaftlerInnen, KünstlerInnen, DenkerInnen und UnternehmerInnen eine Frage, die es zu beantworten gilt. Auch diesen Jänner war es so weit, und die heurige Fragestellung lautete: „Welche wissenschaftliche Idee kann in die Pension geschickt werden?“
Quelle: Edge.org
Die gute pro-europäische Westukraine und die böse prorussische Ostukraine? So hört sich das jedes Mal an wen man den ORF einschaltet. Aus der Sicht von ukrainischen Juden stellt sich die Situation völlig anders dar.
Quelle: juedische-allgemeine.de
Charles Kenny von Foreign Policy über die Ungleichverteilung auf globaler Ebene: „As technology and trade level the playing field and bring humanity closer together, the world’s projected 3.5 billion laborers may finally realize how much more they have in common with each other than with the über-wealthy elites in their own countries.“
Quelle: foreignpolicy.com
China may be far away but Foxconn is on our doorstep
Foxconn ist der weltweit größte Zulieferer für Elektronische Produkte und wird vor allem wegen der Arbeitsbedingungen in den chinesischen Fabriken heftig kritisiert. Aber es gibt auch Fabriken in der Tschechischen Republik und der Türkei. Die beiden Forscherinnen Rutvica Andrijasevic (Univ. of Leicester) und Devi Sacchetto (Univ. Padua) forschen schon länger über die Arbeitsbedingungen an den europäischen Standorten von Foxconn und bieten in diesem Artikel einen ersten aufrüttelnden Einblick.
Quelle: opendemocracy.com
Das Geschäftsmodell privater Business Schools in Deutschland steht unter Druck: Trotz saftiger Studiengebühren schreiben einige von ihnen rote Zahlen oder melden Insolvenz an. Der Weg zur privaten Elite ist teuer – will man im Ranking nach oben, muss man publikationsstarke Professoren „einkaufen“ und wachsen, doch das rentiert sich nicht.
Quelle: zeit.de
Europa
SPD wählt Martin Schulz zum Spitzenkandidaten. Sebastian Pfeffer schreibt im „European“ darüber, warum Martin Schulz der erste europäische Spitzenkandidat sein könnte, der Präsident der Kommission wird.“ Er kann der Pionier sein, der einer europäischen Politik mit europäischen Parteien den Weg ebnet.“
Quelle: de.theeuropean.eu
Heribert Prantl sieht in der „Alternative für Deutschland“ eine Chance für Europa. „Sie zwingt – hoffentlich – die anderen Parteien dazu, sich klar zu Europa zu bekennen, anstatt im Ungefähren herumzuschwurbeln.“
Quelle: sueddeutsche.de
Das transatlantische Freihandelsabkommen und die Demokratie
„TTIP ist ein schönes Beispiel für das, was man „Delegitimation durch Verfahren“ nennen könnte: Woran das Abkommen zuletzt scheitern könnte, sind nicht so sehr seine Inhalte – sondern vor allem die Intransparenz der zwischenstaatlichen Gespräche, mit denen es ausgehandelt wird.“
Quelle: foederalist.blogspot.co.at
Österreich
Alte Nazis und junge AntifaschistInnen sind sich in einem Punkt einig: Österreich war nicht das erste Opfer des Nationalsozialismus. Im Gegenteil, in der Bevölkerung wären die Begeisterung über Hitler und den Anschluss grenzenlos gewesen. Der Februar 1934, der für viele Beteiligte als Erstschock einen drastischeren Einschnitt als der Anschluss darstelle, steht dieser Geschichtsauffassung im Wege. Er stört die Idee, dass alles was vor 1945 mit Österreich assoziiert werden kann auf den Müllhaufen der Geschichte gehört. Der Schriftsteller Erich Hackl beschäftigt sich anlässlich des 80. Jahrestages des Februaraufstands mit literarischen Quellen dieser Zeit.Die von Erich Hackl und Evelyne Polt-Heinzl herausgegebene Anthologie „Im Kältefieber. Februargeschichten 1934“ wird am 12. Februar im Bruno Kreisky Forum vorgestellt.
Quelle: diepresse.com
Nationalfreiheitlicher Akademikerball
Es ist schon sehr viel darüber geschrieben, diskutiert und gestritten worden: Der Akademikerball in Wien war DER Aufreger der vergangenen Tage. Aber wie läuft so ein Ball im Korporations-Milieu eigentlich ab? Eine “undercover” Reportage von Dieter Zirnig.
Quelle: neuwal.at
Zukunftsprognosen
Der demographische Wandel als die größte Herausforderung unserer Zukunft? Ein Statistikprofessor hat nachgerechnet: Das „Rentenproblem“ ist in Wahrheit gar keines.Die Demografie ist eine Zauberformel zur Durchsetzung von rücksichtslosen Einschnitten ins Sozialsystem, ein Deckmantel für die Politik.
Quelle: taz.de
Geschlechterpolitik
Spanien: Fristenregelung wird abgeschafft
Die 2010 in Spanien von der damaligen sozialistischen Regierung eingeführte Fristenregelung ist Geschichte. Schwangerschaftsabbruch wird generell wieder unter Strafe gestellt, Ausnahmen soll es nur bei „Gefahr für physische und psychische Gesundheit der Frau“ und nach einer Vergewaltigung geben. Allen Ärzten wird jedoch das Recht auf Gewissensfreiheit – sprich Abbruchverweigerung – eingeräumt. Laut Frauenbewegung und Opposition wirft das neue Gesetz Spanien um mehr als 30 Jahre zurück.
Quelle: taz.de
Ein Viertel der amerikanischen Bevölkerung zählt zu den evangelikalen Christen, der weltweite Einfluss wächst. Zu ihren obersten Prinzipien zählt die Reinheit – purity- der Mädchen vor der Hochzeit, sogar der erste Kuss soll erst vor dem Traualtar stattfinden. Bizarr anmutende Rituale – wie sogenannte „Purity Balls“ – werden veranstaltet, bei denen kleine Mädchen im Abendkleid ihren Vätern schwören, „rein“ zu bleiben. Frauen wird nahegelegt, sich keinen Partner, sondern einen Beschützer zu suchen, in der Ehe hat sich die Frau dann unterzuordnen. Der Drill zeigt noch weitere Auswirkungen: Frauen versuchen, möglichst mädchenhaft zu wirken, schrauben die Stimme höher, kleiden sich mädchenhaft und benehmen sich kindlich. Doch auf Dauer kann keine Frau für immer Regeln für kleine Mädchen befolgen.
Quelle: diestandard.at
Geld
Der amerikanische Podcast „This American Life“ ist nicht nur eine allgemeine Empfehlung für alle, die Freude an neuen Perspektiven haben, sondern nimmt sich Zeit, grundlegende Fragen zu beantworten. In einer Episode vom Jänner 2011 gehen die JournalistInnen der Frage „What is money?“ nach – eine großartige Geschichte der Erfindung des Geldes, und nebenbei ein ganz konkreter Einblick in die Frage, wie die Federal Reserve eigentlich Geld kreiert, sind das Resultat.
Quelle: thisamericanlife.org
Bitcoin: Digitale Währung versetzt die Finanzwelt in Aufruhr
Das vergangene Jahr war ein Überraschung für manche FinanzexpertInnen: Die Krypto-Währung Bitcoin kam quasi aus dem Nichts und wirbelt seitdem gehörig Staub auf. Auch wenn die meisten öffentlichen Institutionen Bitcoin nicht als Zahlungsmittel anerkennen, ist es dennoch legal damit zu bezahlen – vorausgesetzt, der Verkäufer akzeptiert.
Medien
So mögen sie Gulaschsuppe essen. Eine Kritik der Kritik an der Lanz-Petition
Medienblogger Stefan Niggemeier bleibt dran an Lanz. Diese Woche setzt er sich sehr lesenswert mit der medialen Kritik an der Petition für eine Absetzung von Markus Lanz nach seinem skandalösen Wagenknecht-„Interview“ auseinander. Nach der Lektüre dieses Textes ordnet sich auch dieser Tweet von Armin Wolf in die Debatte ein – er verweist lobend auf einen „starken, nachdenklich machenden“ Artikel von Christiane Felscherinow, in dem sie begründet, warum sie sich wieder ins Privatleben zurückziehen möchte. Warum interessiert sich der Journalist aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen justament jetzt für die Protagonistin des Adoleszenz-Schockers „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“? – „Ich hatte Angst, dass mir genauso so etwas passiert, wie jetzt dem Lanz!“, schreibt Felscherinow.
Quelle: stefan-niggemeier.de
Creative Commons im öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Obwohl öffentlich-rechtliche Inhalte von der Allgemeinheit finanziert werden, sind diese in den allermeisten Fällen nicht öffentlich und frei nutzbar. Die verstärkte Nutzung von Creative Commons könnte hier Abhilfe schaffen. In einem White Paper für den netzpolitischen Verein D64 e. V. hat sich Leonhard Dobusch mit den diesbezüglichen Potentialen und Problemen auseinandergesetzt.
Quelle: cc.d-64.org
GIS-Aufschlag statt Festplattenabgabe?
Nach dem Beschluss des Obersten Gerichtshofs (OGH) zum Urheberrecht, die Frage der Festplattenabgabe an das Erstgericht zurück zu verweisen, wollen Hersteller von Hardware möglichen Abgaben auf anderem Weg entkommen: Die Industrie hätte gerne einen monatlichen „Kulturbeitrag“ in der Höhe von 50 Cent.
Quelle: wienerzeitung.at
Wien
Schwedenplatz, Nordbahnviertel, Übergang vom Land zur Stadt: „Ganz Wien redet über die Mahü.“ Aber die wahren Herausforderungen sehen ganz anders aus, findet Falter-Redakteur Christopher Wurmdobler. Er hat sich angesehen, wie junge PlanerInnen im Rahmen eines interdisziplinären Städtebau-Studios der TU Wien mit urbanen Herausforderungen umgehen.
Quelle: Falter.at
Ach pro PO – Ukraine, das hab ich wo anders gelesen:
Stellen wir uns vor, in Berlin würde etwas Entsprechendes passieren wie das, was sich heute in der Ukraine abspielt.
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Der Bereich um Reichstagsgebäude und Kanzleramt wäre barrikadiert und
von Anhängern von Organisationen belagert, die Hakenkreuze als Parteilogo benutzen und Nazi-Parolen rufen,
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einige Gebäude in der Nähe wären von der NPD besetzt,
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maskierte und schwerbewaffnete Söldner aus Kriegen im Irak und Syrien, die auf der Seite der Al-Kaida gekämpft hatten, werfen Molotow-Cocktails und besetzen das Justizministerium, und
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in der übrigen Bundesrepublik sind 2200 ausländisch finanzierte Nichtregierungsorganisationen unterwegs, die die von ihnen bezahlten Aktivisten dazu animieren, lokale Bürgermeisterbüros und Stadtverwaltungen zu besetzen und die Absetzung von Bundeskanzlerin Merkel zu fordern..
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Die ordentlich gewählte Regierung Merkel würde versuchen, durch Polizeieinsätze diese Plätze zu räumen, und würde dann von allen Ländern Asiens und Afrikas beschimpft, den Freiheitswunsch der Bürger zu mißachten.
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p.s.: An dieser Stelle möchte ich dem ORF für seine traditionell umfassende Informationstätigkeit danken.
p.p.s.: Bei den schimpfenden Ländern wäre natürlich auch an die USA zu denken.