In welchen Zeitungen rufen wir auf, nicht mehr zu inserieren und warum? Wie kommen wir zu der Einschätzung, welche Medien hetzen? Welche Unternehmen werden wir demnächst aufrufen, nicht mehr zu inserieren? Und was hat das alles mit dem Inseratenantrag der Sektion 8 zu tun? Was können wir als KundInnen gegen mediale Hetze unternehmen? Hier klären wir die Hintergründe auf!
Inhalt
Die Kampagne #KeinGeldfürHetze richtet sich an private Unternehmen. Welche Unternehmen wurden ausgewählt? Und warum genau diese?
Wir fokussierten bei der Auswahl der Unternehmen sowohl auf das Inseratenvolumen als auch auf das Vorhandensein von ethischen Unternehmensleitlinien, in welchen sich das Unternehmen zu Werten wie sozialer Verantwortung, sozialem Engagement, Vielfalt, etc bekennt. Wir haben die Unternehmen kontaktiert, sie gebeten, mit ihren Werbeausgaben keine Hetze mehr zu finanzieren und sie auf die bevorstehende Kampagne hingewiesen.
Welche Zeitungen sollen keine Inserate mehr erhalten? Warum genau diese?
Wir rufen Unternehmen auf, nicht mehr in den Zeitungen Krone, Österreich und Heute zu inserieren. Bei der Auswahl dieser drei Zeitungen hielten wir uns wie schon beim Antrag der Sektion 8 am Landesparteitag der SPÖ Wien an die Einhaltung und an die Anerkennung des journalistischen Ehrenkodex des österreichischen Presserats. Blicke auf Titelblätter, Schlagzeilen und Artikel dieser Zeitungen lassen uns zu der Auffassung kommen, dass diese Blätter durch Hetze gegen einzelne Bevölkerungsgruppen, Angstmacherei und Alarmismus einen großen Anteil an der Spaltung unserer Gesellschaft haben.Außerdem fragten wir beim Medienwatchblog KOBUK nach, welche Medien ihnen in ihrer jahrelangen Beobachtung der österreichischen Medienlandschaft als hetzend auffielen – die Antwort deckte sich recht klar mit unserer Einschätzung und kann hier nachgelesen werden.
Bisher forderte die Sektion 8 in ihrem Antrag beim Landesparteitag nur, dass die Stadt Wien samt ihren öffentlichen Institutionen keine Inserate mehr in den genannten Zeitungen schaltet. Habt Ihr die Hoffnung auf Erfolg hier schon aufgegeben?
Die Kampagne #KeinGeldfürHetze ist kein Ersatz für unsere Forderung an die Stadt Wien, sondern eine Erweiterung unserer Forderungen. Wir stehen nach wie vor zu den Forderungen aus dem Inserateantrag. Während der begleitenden Kampagne zu unserem Antrag bekamen wir sehr viel Zuspruch und oftmals die Frage gestellt, wie man sich an unseren Forderungen beteiligen könnte. Genau hier setzt die aktuelle Kampagne an: Es ermöglicht allen Interessierten kundzutun, dass sie mit der Hetze in den genannten Zeitungen nicht einverstanden sind und sie diese mit ihrem Geld als KonsumentInnen nicht unterstützen möchten.
Warum ruft Ihr private Unternehmen auf, während auch öffentliche Unternehmen in den genannten Zeitungen inserieren? Sollen private Unternehmen päpstlicher als der Papst sein?
Die Sektion 8 ist laut eigenem Selbstverständnis eine sozialdemokratische NGO. Der Inserateantrag richtete sich bereits an die öffentliche Hand und die Forderungen sind weiter gültig. Während der Inseratenantrag ein parteiinternes Instrument einer SPÖ-Sektion war, versteht sich #KeinGeldfürHetze als zivilgesellschaftliche Kampagne. Viele gewinnorientierte Unternehmen bekennen sich in ihren Unternehmensrichtlinien zu gesellschaftlich verantwortungsvollem Handeln. Dazu zählt beispielsweise die Einhaltung von Arbeitsrechten bei Zulieferern, ein schonender Einsatz von Ressourcen, und der respektvoller Umgang mit MitarbeiterInnen, KundInnen und PartnerInnen. Dies geschieht nicht (nur) aus reiner Eigenmotivation und kostet so manche Profitmöglichkeit, jedoch fördert es das Vertrauen der KundInnen in das ethisch korrekte Handeln des Unternehmens. Mit unserer Kampagne können KonsumentInnen zum Ausdruck zu bringen, dass es nicht in ihrem Sinne ist, mit ihrem Geld Hetze zu finanzieren. Denn unserer Meinung nach gehört zu gesellschaftlicher Verantwortung auch keine Zeitungen zu finanzieren, die durch ihre Berichterstattung das gesellschaftliche Gefüge spalten.
Wie kann ich mich beteiligen?
In den kommenden Tagen werden wir kurze Videos online stellen, in denen wir die Aussagen aus den Unternehmensrichtlinien spezifischer Unternehmen vorstellen. Wir bitten die ZuseherInnen, die aufgerufenen Unternehmen über Facebook und Twitter dazu aufzufordern, die bekundete gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, und keine Hetze mehr mittels Inserate zu finanzieren.
Ihr sprecht von „Hetze“. Wie definiert Ihr diese im Zusammenhang Eurer Kampagne?
Im gesellschaftlichen Sinn bezeichnet man als Hetze unsachliche und verunglimpfende Äußerungen zu dem Zweck, Hass gegen Personen oder Gruppen hervorzurufen, Ängste vor ihnen zu schüren, sie zu diffamieren oder zu dämonisieren. (siehe Wikipedia)
Im journalistischen Ehrenkodex des Presserats finden sich folgende Grundsätze, deren Nicht-Einhaltung unserer Meinung nach mit dem Begriff “Hetze” in Verbindung steht:
5.1. Jeder Mensch hat Anspruch auf Wahrung der Würde der Person und auf Persönlichkeitsschutz.
5.2. Persönliche Diffamierungen, Verunglimpfungen und Verspottungen verstoßen gegen das journalistische Ethos.
6.1. Die Intimsphäre jedes Menschen ist grundsätzlich geschützt.
7.1. Pauschalverdächtigungen und Pauschalverunglimpfungen von Personen und Personengruppen sind unter allen Umständen zu vermeiden.
7.2. Jede Diskriminierung wegen des Alters, einer Behinderung, des Geschlechts sowie aus ethnischen, nationalen, religiösen, sexuellen, weltanschaulichen oder sonstigen Gründen ist unzulässig.
7.3. Eine Herabwürdigung oder Verspottung von religiösen Lehren oder anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften, die geeignet ist, berechtigtes Ärgernis zu erregen, ist unzulässig.
Gibt es Vorbilder für Eure Kampagne? Waren diese erfolgreich?
Unsere Kampagne orientiert sich stark an der britischen #StopFundingHate Kampagne. Die britische Kampagne hat enormen gesellschaftlichen Zuspruch, erreichte bereits hunderttausende Menschen und zigtausende KundInnen nutzten die Möglichkeit, den Finanzierungsstopp von Hetze bei Unternehmen einzufordern. Viele kleinere sowie das weltbekannte Unternehmen Lego bekannten sich daraufhin öffentlich, nicht mehr in hetzenden Zeitungen, wie beispielsweise in der Daily Mail, zu inserieren.
Eine SPÖ Sektion möchte also Zeitungen den Mund verbieten, die nicht ihre Meinung vertreten – das ist demokratiepolitisch sehr bedenklich!
Wir agieren hier nicht als politische sondern als zivilgesellschaftliche Gruppe und hoffen auf breiten Zuspruch über Parteigrenzen hinweg. Es geht nicht darum, ob uns eine Zeitung gefällt, und schon gar nicht wollen wir einer Zeitung den Mund verbieten. Doch wir setzen uns dafür ein, dass Medien, die ganze Personengruppen diffamieren, nicht mit Inseraten unterstützt werden. Wer sich gegen eine derartige Hetze aussprechen möchte, sollte unsere Kampagne unterstützen.
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