Links der Woche – KW 9

Diese Woche in den Links der Woche: Ein Schwerpunkt zum Thema Rassismus und Rechtsextremismus. Außerdem eine kritische Eigenreflektion des Chefredakteurs der Zeit, Berichte über die aktuelle Lebensrealität in Afghanistan und der Westsahara und einiges mehr. Viel Spaß beim Lesen!

Inhalt

Rassismus und Rechtsextremismus

Der streitbare deutsche Bundesrichter Thomas Fischer im Interview mit dem Stern über Angst und Fremdenhass, die Instrumentalisierung der Kölner Silvesternacht und das Wesen des Kapitalismus: „Pegida und AfD sind am Ende nichts anderes als unsere eigenen, deutschen Ausländer. Sie sitzen hinter ihrem daherfantasierten antimigrantischen Schutzwall und rufen „Lüge“, wenn wir ihnen sagen, dass das Leben ist, wie es ist. Man mag die Dumpfheit mancher ihrer Parolen auf den sogenannten Montagsdemonstrationen in Dresden und anderswo bedauern. Aber die Hochnäsigkeit, mit der viele Westdeutsche auf Pegida herabblicken, hat gleichwohl keine Berechtigung. Sie ist nicht von Mitgefühl getragen, sondern von der Sorgenfreiheit einer vergangenen Mittelstandsgesellschaft, bei der die Härte der Veränderungen noch gar nicht angekommen ist.“

In einer fulminanten Analyse seziert Martin Blumenau auf fm4, wie das Wutbürgertum glaubt, sich an den ökonomisch Schwächeren schadlos halten zu können und dabei seine Rolle als nützlicher Idiot verkennt.

Politische Bildung gegen Rechtsextremismus: Kai Venohr und Björn Allmendinger widmen sich im gewerkschaftliche Debattenmagazin „Gegenblende“ den aktuellen Herausforderungen der politischen Erwachsenenbildung ausgehend von dem Befund, dass „rechtsextreme Einstellungen […] inmitten der Gesellschaft und in allen politischen Lagern verankert sind“ und die „besorgte, gut situierte bürgerliche Mitte […] sich im Netz, über soziale Netzwerke, Blogs oder Foren [organisiert], und […] offen gegen Flüchtlinge und so genannte ‚Gutmenschen'“ hetzt. Ihr Conclusio: „Politische Bildung gegen Rechtsextremismus erfüllt für demokratische Gesellschaften eine außerordentlich wichtige Funktion: Sie bietet Orientierung, ermutigt Menschen zu politischer Teilhabe und zivilgesellschaftlichem Engagement, schärft das Problembewusstsein für Formen der Diskriminierung und Ausgrenzung, vermittelt theoretisches Wissen sowie konkrete Handlungsmöglichkeiten und liefert Argumente gegen rechtsextremes Gedankengut. Gleichwohl ist politische Bildung keine ‚Allzweckwaffe‘ oder ‚Allheilmittel‘ zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Problemlagen“.

Paul Aigner dokumentiert auf seinem Blog an Hand der Wahlergebnisse der Tiroler Städte Kufstein und Lienz, dass menschenrechtsverletzende Asylpolitik keineswegs alternativlos ist und Menschlichkeit keineswegs von WählerInnen abgestraft wird.

Das Netz gegen Nazis hat die verschiedenen Gesprächsstretegien von Rechtspopulisten im Netz zusammengestellt und beschreibt den sinnvollen Umgang damit (via der Freitag).

Medien

Giovanni di Lorenzo, der Chefredakteur der Zeit, denkt über seine Profession nach: woher kommt der Vorwurf der Lügenpresse? Jedenfalls gibt es Änderungsbedarf in den Redaktionen. Mehr Diversität, mehr Transparenz zur Entstehung von Artikeln und weniger Empörung. „Im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit des Lesers oder Zuschauers liefen viele Medien immer heißer. Der Übermut wandelte sich in eine Skandalisierung und Boulevardisierung der Berichterstattung auch in bis dato seriösen Medien um. (…) Im Fall Christian Wulff beispielsweise stellte ein wichtiger Verlag ganz offiziell die Anfrage: Trifft es zu, dass Christian Wulff bei der Schülerratswahl an seinem Gymnasium in Osnabrück Schüler der Unterstufe mit After-Eight-Schokolade kaufen wollte? Wenn wir Menschen derart auf den Prüfstand stellen: Wer ist dem gewachsen? Wer von uns wäre es? So ein Blick auf die Gesellschaft zeugt nicht von einem moralischen Kompass, es ist im Gegenteil die Neuauflage des mittelalterlichen Prangers.“

Das NYMagazine berichtet über eine Studie, die die Darstellung von Armut und Gesellschaftsschichten in Kinderfilmen untersucht. Das Hauptergebnis ist, dass Kinderfilme die Klassenstrukturen legitimieren und verstärken. Die Probleme die aus Armut entstehen werden bagatellisiert, und der gesellschaftliche Aufstieg wird als einfach dargstellt.

Ökonomie

Angelika Gruber und Josef Thoman aus der wirtschaftspolitischen Gruppe der Sektion Acht schreiben in der Wiener Zeitung zur Pensionsreform: „Die Pensionsreformdebatte wird derzeit vorgeblich im Namen der „Jungen“ geführt. Das System muss demnach reformiert werden um die Pensionen der Zukunft zu sichern. Doch die skizzierte Kostenexplosion gibt es nicht. Die vermeintlichen Gewinner einer Reform wären die großen Verlierer.“

International

Exakt 40 Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung der Westsahara, zeigt sich heute immer noch ein tristes Bild: Okkupation durch Marokko, Leben im Flüchtlingslager. Ein Bericht der Jungen Welt.

Die Wiener Zeitung bring eine Reportage aus Kabul, wo man an der nachhaltigen Wirkung der neuen Aktion des Innenministeriums, die die Abschreckung von potenziellen Asylwerbern mittels Plakaten vorsieht, zweifelt.

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