Als interessierte Bürgerin aber auch als Patientin, die von den reißerischen Negativbroschüren der Ärztekammer auf dem Tisch im Wartezimmer ihres Hausarztes genervt ist, ist es mir ein Anliegen, ELGA, die elektronische Gesundheitsakte, unaufgeregt zu beleuchten.
Marlene R.
Ziel von ELGA
ELGA soll behandelnden Gesundheitseinrichtungen sowie vor allem Patient_innen Zugang zu deren jeweiligen Gesundheitsdaten ermöglichen. Gesundheitsdaten sind in diesem Fall Befunde, Entlassungsbriefe sowie deren aktuelle Medikation. Dieser Bereich, die e-Medikation, ist einer der wichtigsten des Projekts: Die Erfassung sämtlicher rezeptpflichtiger und rezeptfreier Medikamente, die in einem gewissen Zeitraum vom Patienten bzw. der Patientin eingenommen werden, bringt, um es kurz zu fassen, Sicherheit (z.B. Vermeidung von Wechselwirkungen im Falle von gleichzeitiger Verschreibung mehrerer Arzneimittel), mehr Information (Patient_innen haben Zugang; ärztliches und Apothekenpersonal sind besser vernetzt) und ökonomische Vorteile (Vermeidung von Mehrfachverschreibungen, Abrufbarkeit der Daten z.B. in Vertretungsfällen).
Der Aspekt der transparenteren Information für Patient_innen führt zu mehr Selbstverantwortung und Selbstbewusstsein von Patient_innen und wird dem Wunsch nach gemeinsamer Entscheidungsfindung zwischen Behandler_in und Patient_in auf Augenhöhe gerecht.
Datenschutz
Sicherheit bzw. Vertraulichkeit muss im Umgang mit Gesundheitsdaten selbstverständlich an erster Stelle stehen. Das Bild des nackten bzw. gläsernen Patienten zu zeichnen, wäre allerdings so, wie den Teufel an die Wand zu malen, denn nur wer einen aktuellen Behandlungskontext aufweisen kann, darf als Gesundheitsdienstanbieter auf die Daten des jeweiligen Patienten, der jeweiligen
Patientin zugreifen.
Ein großer Kritikpunkt an ELGA ist das Opt out, das heißt, erst, wenn man aktiv seinen Einspruch erhebt, tritt man aus dem System aus (bzw. erst gar nicht ein). Mit Opt out will bezweckt werden, dass ELGA mit geringem administrativen Aufwand möglichst flächendeckend zum Einsatz kommt (diese Situation ist der hierzulande geltenden Widerspruchsregelung zur Organspende ähnlich).
Die Ärztekammer bzw. manche Ärzt_innen fürchten Kosten und Produktivitätsverluste: Nach der Implementierung und einer Umstellungsphase soll ELGA aber auch in diesen Bereichen enorme Vorteile bringen.
Objektive Aufklärung und Hilfestellungen sowohl für Patient_innen und Einbindung von Behandler_innen in Innovationen sind von größter Wichtigkeit, um die Elektronische Gesundheitsakte (ein vergleichbares System hat in Dänemark große Erfolge verzeichnet) auch bei uns einzuführen und so technologische und wissenschaftliche Fortschritte umzusetzen. Es ist an der Zeit, Patient_innen Mündigkeit zuzugestehen und zu ermöglichen.
Abschließend noch die offizielle Infoseite des Gesundheitsministeriums zur ELGA.
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