Simon Sturn
Es scheint nahe liegend davon auszugehen, dass das Mutterland dieser Finanzkrise die USA auch jenes Land ist, welches am Meisten davon betroffen sein wird. Neuerdings mehren sich aber die Hinweise, dass es ein zweites Epizentrum geben wird: die sogenannten „emerging markets“ (siehe bspw. Krugman, Rodrik und Roubini). Diese zweite Erschütterung wird laut Stephen Jen von Morgan Stanley in Europa deutlich stärker zu spüren sein als in den USA.
Insbesondere gibt die Situation in Osteuropa Anlass zur Sorge: “A noxious cocktail of public foreign debt, heavy private borrowing in foreign currencies, big current-account deficits, lax public-spending controls and wobbly governments (…)” (Economist). Schon vor der jetzigen Finanz- und Konjunkturkrise war die Situation in einigen osteuropäischen Ländern fragil (siehe Becker et al.). Ungarn und die Ukraine sind mittlerweile auf die Hilfe des IWF angewiesen, weiter Länder könnten folgen.
Viele Haushalte in Osteuropa speziell in Ungarn sind in Euro verschuldet. Eine Abwertung gegenüber dem Euro, wie in Ungarn, erhöht die reale Kreditlast der Haushalte. Ebenso sind die Banken vom Devisenimport abhängig. Um eine weitere Abwertung zu verhindern, hat Ungarn die Zinsen massiv angehoben. Kombiniert mit der weltwirtschaftlichen Wachstumsschwäche ist das eine gefährliche Mischung. Äußerst verwundbar gegenüber diesen Entwicklungen in den osteuropäischen Ländern ist Österreich:
„Austria’s bank exposure to emerging markets is equal to 85pc of GDP – with a heavy concentration in Hungary, Ukraine, and Serbia – all now queuing up (with Belarus) for rescue packages from the International Monetary Fund. Exposure is 50pc of GDP for Switzerland, 25pc for Sweden, 24pc for the UK, and 23pc for Spain. The US figure is just 4pc. America is the staid old lady in this drama.” (Stephen Jen)
Immerhin wird dadurch Osteuropa noch konkurrenzfaehiger als Billigproduktions- und Urlaubslaender. Bald sourct China nach Ungarn aus…