Anlässlich der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen bloggen wir jeden Tag zum Thema Frauen, Feminismus und Gleichberechtigung. Tag 2: Gewalt gegen Frauen – ein weltweites Problem mit epidemischen Ausmaßen
Johanna Edthofer*
Gewalt gegen Frauen kommt in allen Gesellschaften und sozialen Schichten vor. Sie passiert täglich und in allen Kontexten, wie z.B. zuhause, in der Öffentlichkeit, am Arbeitsplatz und auch im Internet. (vgl. FRA-Pressemitteilung, 5. März 2014)
Laut Rashida Manjoo, UNO-Sonderberichterstatterin über Gewalt gegen Frauen, deren Gründe und Konsequenzen, handelt es sich um ein „Problem mit epidemischen Ausmaßen“ (vgl. Manjoo im Rahmen der 16. WAVE-Konferenz in Wien am 17. November 2014).
Einer statistischen Aussage der UNO zufolge werden ein Drittel aller Frauen und Mädchen weltweit in ihrem Leben Opfer von Gewalt. Auch aktuelle Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) belegen, dass Gewalt gegen Frauen weltweit nicht abnimmt und dass sowohl die körperliche als auch die geistige Gesundheit der Opfer durch die ausgeübte Gewalt extrem beeinträchtigt werden. (vgl. Bericht dieStandard & Spiegel online, 21.November 2014)
Die Europäische Grundrechteagentur (FRA) hat im März 2014 die Ergebnisse einer EU-weit durchgeführten Erhebung zu Gewalt gegen Frauen präsentiert. (vgl. FRA-Gewalt gegen Frauen, eine EU-weite Erhebung)
Dabei kam heraus, dass jede dritte Frau (33%) in der EU seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren hat (das entspricht etwa 62 Millionen Frauen EU-weit).
Eine von 20 Frauen (5%) ist seit ihrem 15. Lebensjahr vergewaltigt worden.
22% der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt in der Partnerschaft erlebt, 20% der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche Gewalt außerhalb der Partnerschaft erfahren.
43% der Frauen waren psychischer Gewalt ausgesetzt, 18% der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr Stalking erlebt und 11% wurden Opfer von Online-Belästigung.
Mehr als die Hälfte der Befragten (55%) gab an, seit ihrem 15. Lebensjahr irgendeiner Form der sexuellen Belästigung ausgesetzt gewesen zu sein.
Wie groß die Dunkelziffer vor allem bei der Erfassung von häuslicher Gewalt gegen Frauen ist, lässt sich schließlich daraus ableiten, dass nach wie vor die meisten Frauen ihre Gewalterfahrungen nicht melden: so gaben 67% an, den schwerwiegendsten Vorfall von Gewalt in der Partnerschaft nicht der Polizei oder einer anderen Organisation gemeldet zu haben.
* Johanna Edthofer hat Politikwissenschaft in Wien und Paris studiert und sich schwerpunktmäßig mit Frauen- und Geschlechterstudien befasst. Sie arbeitet derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektmanagerin im Bereich europäische Politik und europapolitische Bildung.
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