Der gestrige internationale Tag gegen Gewalt an Frauen wurde in Österreich durch eine Gewaltorgie aus Männerhand eingeleitet. Von den Medien werden diese Taten immer noch als Familientragödien bagatellisiert. Ein Appell an die Öffentlichkeit und v.a. an Journalist/innen für eine sensiblere Berichterstattung.
An diesem Wochenende kam es zu etlichen männlichen Gewalttaten in Familien, zwei davon mit Todesfolge: In Wien Ottakring wurde eine Frau von ihrem Mann erstochen, der zwanzigjährige Sohn ging leider erfolglos dazwischen und wurde schwer verletzt. In Wien Brigittenau wurde eine Frau von ihrem Mann erstochen, während die sechsjährige Tochter im Nebenzimmer schlief. In St. Pölten stach ein Mann auf offener Straße vor den Augen der zweijährigen Tochter auf seine Frau ein. In Wr. Neustadt versuchte ein Mann seine Frau zu erdrosseln, der zehnjähriger Sohn ging dazwischen.
In den Medien werden diese männlichen Gewaltakte immer noch als Ehedramen oder Familientragödien bezeichnet. Dabei genügt ein Klick auf Wikipedia um zu begreifen, was eine Tragödie ist: „Kennzeichnend für die Tragödie ist der schicksalhafte Konflikt der Hauptfigur. Ihre Situation verschlechtert sich ab dem Punkt, an dem die Katastrophe eintritt. In diesem Fall bedeutet das Wort Katastrophe nur die unausweichliche Verschlechterung für den tragischen Helden.“ Das bedeutet der Mann ist der tragische Held, der unausweichliche seine schicksalhaft vorgegebene Bestimmung erfüllt. Diese Sichtweise rechtfertigt den Gewaltakt als unausweichliches Resultat der gesamten Schicksalsgemeinschaft Familie und nimmt dem Täter die Verantwortung.
Wenn wir alle wissen, dass Sprache Bewusstsein prägt und totalitäre Regime besonderen Wert darauf gelegt haben die Kontrolle über die Sprache zu erhalten, dann muss doch sonnenklar auf der Hand liegen, dass es schwer fahrlässig ist von journalistischer Seite bagatellisierende Begriffe zu verwenden. Diese von mir niedergeschriebene Erkenntnis ist vor allem nicht neu, sondern wird seit Jahren von allen Leuten die eine Spur Wachheit in sich tragen bei jeder Gelegenheit gesagt. Der öffentlich finanzierte Rundfunkt und alle anderen Medien sollten sich schleunigst bewusst werden, dass sie mit ihrer Berichterstattung nicht dazu beitragen, künftigen Tätern ein schlechtes Gewissen zu machen.
Es handelt sich hier um männliche Gewaltakte und nicht um Familientragödien. In ihrer Ehre, Eitelkeit oder in ihrem Stolz gekränkte Männer mit einem Mangel an Empathie und einer erschreckend niedrigen Schwelle zur Gewaltanwendung (kurz: Arschlöcher) begehen hier grauenhafte Bluttaten. Die Täter und ihre Abscheulichkeit müssen in der öffentlichen Darstellung im Vordergrund stehen und nicht durch die Familie anonymisiert werden. Also reden wir von dem was es ist: Männergewalt. Ein Vorschlag für eine Schlagzeile:
„Wochenende brutaler Männergewalt in Wien und NÖ“
Subtitel: „Psychisch angeschlagene Gewalttäter die sich selbst und ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen, lassen Frauen und Kinder dafür bluten“
Die Gewalt gehört den Männern, nicht der Familie. Die Gewalt ist vermeidbar und nicht schicksalhaft unausweichlich. Liebe Journalist/innen: Helfen Sie bitte mit dieses Faktum künftig zweifelsfrei klarzustellen.
*Wie bei allen Artikeln am Blog der Sektion 8 handelt es sich um die persönliche Meinung der Autorin. Offizielle Standpunkte der Sektion finden Sie auf unserer Homepage.
ich würde da nicht zwischen männern und frauen unterscheiden, und schon garnicht eine gattung als die gewaltbereitere stigmatisieren. meist geht der körperlichen gewalt seelische gewalt voraus – von generation an generation weitergegeben. dort sehe ich die wurzel/ursache solcher tragödien. das umfeld, in dem menschen sozialisiert werden, prägt sie.
durch eine verantwortungsvollere berichterstattung in den medien erreicht man vielleicht ein bißchen sensibilisierung für das thema gewalt(bereitschaft), die/der ein oder andere wird sich denken: „oarg, was für eine kranke gesellschaft.“ aber viel mehr würde ich mir da nicht erwarten, denn die täter_innen handeln doch meist im affekt:
fehlende kritik- und konfliktfähigkeit sind (mit)auslöser für solch grauenhafte taten. die ratio setzt aus, und mit ihr jegliche hemmschwelle. die täter_innen sind unfähig, probleme zu bewältigen.
wo soll man hier ansetzen? wie soll bewußtmachung bei einem thema dieser art funktionieren, wenn es unterbewußte impulse sind, die täter_innen zu tätern machen? ich sehe das primär als bildungspolitisches und sekundär als medienpolitisches thema. so kann gewalt vermeidbar(er) werden …
@über mir:
Evtl. dieser Satz „Die Gewalt gehört den Männern, nicht der Familie.“
Allerdings bezieht sich der, denke ich, auf die 4 Gewalttaten, also bestimmt nicht verallgemeinernd gemeint…
An Frauenrechtler & Pseudo-Emanzen Hasser:
Ich habe nicht feststellen können, dass Kowall in diesem Artikel Männer insgesamt schlecht gemacht hat. Hätte er das gemacht, hätte ich das nämlich bereits kritisiert. Das wäre nämlich sexistisch. DIE Männer gibt es nämlich nicht, genaus wie es nicht DIE Frauen gibt.
2. Das Gendern der Sprache nervt. Das ist gut so. Wenn man alle Geschlechter dazu schreibt, dann trägt das dazu bei, dass Geschlechterstereotypen hinterfragt werden. Wenn ich z.B. TechnikerInnen schreibe, dann rufe ich in Erinnerung, dass es nicht nur Techniker, sondern auch Technikerinnen gibt.
An Peter M:
„2. Es ist IMHO sehr wohl eine Familientragödie. Dem finalen Gewaltausbruch des Mannes geht ja meist ein länger dauernder Konflikt voran unter dem dann die gesamte Familie leidet. Oft ist es leider auch so, dass die allgemeinen Lebensumstände den Mann überfordern. Gewalt ist nie ein Kavaliersdelikt, sie ist aber meist ebenso wenig das Resultat von Kleinigkeiten.“
Du hast die selbe Ansicht wie ich, dass Gewalt nichts rechtfertigt.
Du hast aber auch, genauso wie ich, die Ansicht, dass äußere Umstände Gewaltausbrüche fördern. Bis hier bin ich deiner Meinung.
Den Grund, warum viele Männer gewalttätig sind, sehe ich allerdings nicht darin, dass Männer insgesamt überfordert sind – Frauen insgesamt haben viel mehr Belastungen, aufgrund dessen, weil immer noch nicht Geschlechtergerechtigkeit herrscht -, sondern darin, weil Buben insgesamt mehr oder weniger stark zur Grausamkeit erzogen werden – siehe Kommentar von mir oberhalb.
Um Gewalt einzudämmen, ist eine menschliche Kindererziehung, eine menschliche Erwachsenenbildung, gesellschaftliche Verurteilung von Gewalt und eine gerechte Bestrafung von GewalttäterInnen (es gibt auch gewalttätige Frauen, aber viel weniger als gewalttätige Männer) notwendig!
Dass mehr Männer als Frauen gewalttätig sind, liegt vor allem daran, weil die meisten Buben mehr oder weniger stark zur Brutalität erzogen werden! Diese brutale Erziehung ist eine Misshandlung an Buben! Es müssen endlich alle Kinder, also auch alle Buben, zur Menschlichkeit erzogen werden!
Allerdings gibt es keine Entschuldigung für Gewalt, auch keine unmenschliche Kindheitserziehung. Wer gewalttätig ist, gehört gerecht bestraft!
von euch frauenrechtlern werden alle männer immer ganz allgemein verurteilt und komplett für deppert verkauft, ihr habt doch alle einen schuß!
Überlegt euch mal was bei euch selber falsch rennt, bevor immer auf andere losgegangen wird!
PS: auf gegenderte endungen wurde auf grund von besserer lesbarkeit und weils eine gschissene i-tüpferlherumreiterei is auch verzichtet!
Ich fürchte, es ist nicht nur die Wortwahl bedenklich, sondern auch der einfache Umstand, dass über diese Gewaltübergriffe überhaupt berichtet wurde – weil’s halt zum „Jahrestag“ passt. Ansonsten ist jedenfalls ein Mann, der seine Partnerin würgt, nicht die Zeilen wert….
Also ich kann der Argumentation so überhaupt nicht folgen:
1. Ja, Sprache bildet Bewusstsein, und deshalb sollte man nicht leichtfertig ein ganzes Geschlecht mit solchen Überschriften denunzieren. Das ist reine Hetze.
2. Es ist IMHO sehr wohl eine Familientragödie. Dem finalen Gewaltausbruch des Mannes geht ja meist ein länger dauernder Konflikt voran unter dem dann die gesamte Familie leidet. Oft ist es leider auch so, dass die allgemeinen Lebensumstände den Mann überfordern. Gewalt ist nie ein Kavaliersdelikt, sie ist aber meist ebenso wenig das Resultat von Kleinigkeiten.
3. Gibt es nicht so etwas wie eine Unschuldsvermutung? Auch wenn’s schwer fällt die auf Gewaltverbrechen in der Familie anzuwenden und nicht nur auf den nächsten KHG, eine reißerische Überschrift ist eine quasi Vorverurteilung durch die Medien. Und ist somit auch aus diesem Grunde abzulehnen.
Schönen Abend noch….
Es ist so bedrückend dass Männer ( ich hoffe nur wenige, oder immer weniger) für ihre Hilflosigkeit als Lösung Gewalt anwenden. Auch die Unfähigkeit Schmerz aushalten zu können, oder ihre Gefühl wahrzunehmen und auch zu zeigen, drücken sie in Gewalt und Macht über andere aus. Sie glauben noch immer dass die anderen (Frauen..) ihre Gefühle auslösen und wenn diese nicht mehr da sind, sie nichts mehr spüren. Wo haben sie ihre Entwicklung zu bewussten und achtsamen Menschen verloren?
P.S.: Irgendwie geht auch das Einmischen oft genau in die falsche Richtung.
Hat wer 3 Hanfpflanzen wird die Polizei gerufen, bei Gewalt wird zu oft weg gesehen.
In letzter Zeit kommt es zu einem massiven Anstieg der Gewalt,
sowohl in Ehen, als auch gegenüber Pensionisten.
Ich will hier den Täter keinesfalls von der Verantwortung frei sprechen, aber ein soziales Netz, dass die Opfer schützt fehlt gänzlich. Meine Frau und ich haben auch einer jetzt Alleinerziehenden beim Umzug geholfen, die Reaktionen waren zurückhaltend: „Was mischt Euch ihr da jetzt ein.“
Allerdings kann ein reines orientieren nach dem sozialen Netz auch trügerisch und gefährlich sein, wenn z.B. eine Ortschaft hauptsächlich aus Rechten besteht.
Ich finde Eigenverantwortung wichtig, aber ohne soziale Verantwortung ist das heutzutage alleine zu wenig.