Diese Woche in den Links der Woche: Mark Zuckerberg als vermeintlicher Weltretter, der AMS-Vorstand Kopf über den Kampf gegen Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit, wie man die Lüge in der Presse findet und Annie Leibovitz‘ Fotos im neuen Pirelli-Kalender. Außerdem: ein berührender Film über eine bulgarische Bettlerin in Graz, John Lennon in der DDR und Abtreibungspolitik in Nordirland. Viel Spaß beim Lesen!
Inhalt
Ökonomie und Gesellschaft
Der Facebook-Gründer und Teileigentümer Mark Zuckerberg kündigte anlässlich der Geburt seines ersten Kindes an, Aktien im heutigen Wert von EUR 45 Mrd. zu spenden. Was auf den ersten Blick großzügig und harmlos klingt, ist auf den zweiten, kritischeren Blick problematisch: Jessie Eisinger weist in der New York Times darauf hin, dass er dieses Geld nicht gespendet hat, sondern ein Investmentvehikel damit gegründet hat, das Steuervermeidung leicht macht. In einer ähnlichen Stoßrichtung schreibt der New Yorker, dass diese Art von „Philantrokapitalismus“ gefährlich ist, weil es dem Kapitalismus neoliberaler Prägung ein täuschendes, freundliches Antlitz verleiht. Gefährlich ist dieses Phänomen auch für die Demokratie, da vermeintlich unpolitische Stiftungen im Sinne ihrer Gründer entscheiden wem dieses Geld zu Gute kommt und nicht die BürgerInnen in einem demokratischen Prozess. Mit welchen Steuertricks Facebook selbst operiert, ist hier nachzulesen.
Der Vostand des AMS, Johannes Kopf, im Zeit-Interview über den Kampf gegen Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit, die Öffnung des Arbeitsmarkts für Asylwerber und seine Vorschläge zur Änderung bei den Anrechnungsbestimmungen zur Mindestsicherung.
Die neue Initiative „Quantitative Easing for People“ plädiert dafür, dass das Zentralbankgeld der EZB direkt in die Realwirtschaft gepumpt wird, anstatt wie derzeit in den Finanzsektor in der Hoffnung, dass es an den Realsektor weitergegeben wird.
Hugo Dixon auf Reuters breakingviews über die mannigfaltigen wirtschaftlichen Probleme der Türkei.
Die bettellobby weist darauf hin, dass bis einschließlich 31.12.2015 Ulli Gladiks Portraitfilm Natasha gratis im Internet angesehen werden kann (Link findet sich im Artikel). Natasha ist eine bulgarische Bettlerin in Graz, die von der Regisseurin über einen Zeitraum von fast zwei Jahren begleitet wird. Klischees, die man über BettlerInnen aus dem ehemaligen Ostblock im Hinterkopf hat, lösen sich dabei Bild für Bild auf, wenn man Natasha dabei zusieht wie sie manchmal fröhlich, manchmal traurig, mal verliebt oder deprimiert ist – genau wie wir.
Kultur und Medien
Vor 35 Jahren wurde John Lennon erschossen. In der DDR diente Lennon sowohl als Reproduktionsfläche für westliche Dekadenz, als auch für antikapitalistische Jugendkultur, wie hier nachzulesen ist.
Auch wenn der Begriff „Lügenpresse“ selbst eine Lüge ist, ist es doch immer wieder notwendig, gelesene Artikel kritisch zu hinterfragen. Ein Journalist von krautreporter gibt eine hilfreiche Anleitung, wie man in 10 (oder 7 wenn’s schnell gehen muss) Schritten die journalistische Qualität eines Beitrags prüfen kann.
Feminismus
Im 21 Jahrhundert in einem der äussersten Winkel Westeuropas liegt ein Land, in dem Frauen eine Schwangerschaft auch dann nicht abbrechen dürfen, wenn das Kind nicht überlebensfähig ist, in dem Frauen, die es sich leisten können, eine Fähre oder ein Flugzeug besteigen müssen, um über ihren Körper zu entscheiden, in dem Frauen nicht die gleichen Rechte haben wie andere im gleichen Staat. Ein Hoffnungsschimmer ist das Urteil diese Woche, das es vielleicht wenigstens vergewaltigen Frauen und jenen, deren Kind keine Überlebenschancen hat, ermöglicht die Schwangerschaft in einem Spital in Nordirland abzubrechen. Der Guardian berichtet.
„I wanted the pictures to show the women exactly as they are, with no pretense,“ Leibovitz said. „The goal was to be very straightforward.“ Die Süddeutsche über den neuen Pirelli Kalender.
Sozialdemokratie und Widerstandsbewegungen
„Aus der SPD tritt man nicht aus“, lautet ein altes Mantra der Sozialdemokratie. Angesichts der aktuellen Politik der Sozialdemokratien muss man sagen: Doch! – so ehemalige SPD-Mitglieder im Magazin der Freitag.
Ö1 Spielräume zum Nachhören über italienische PartisanInnen- und ArbeiterInnen-Lieder wie „Bella-Ciao“ neuaufgelegt von profilierten FolkmusikerInnen.
Rassismus
In der Wiener Zeitung erzählen vier muslimische Frauen von erlittenen rassistischen Übergriffen, die laut ExpertInnen seit den Anschlägen von Paris weiter gestiegen sind.
Krieg in Syrien
Lee Fang & Zaid Jilani auf theintercept über Waffenproduzenten, die auf Investorenkonferenzen die Vorteile der Eskalation des Syreinkonflikts preisen.
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