Links der Woche – KW 47

Diese Woche in den Links der Woche: Die Echokammern des postfaktischen Zeitalters und was dagegen getan werden kann, Peter Bofingers politökonomische Analyse des Aufstiegs der RechtspopulistInnen, und ein Rückblick auf die Ära Schüssel. Außerdem: wie die Zukunft der Arbeit (nicht) aussiehen wird, was weiße Frauen als Wählerinnengruppierung verbindet und vieles mehr. Viel Spaß beim Lesen!

Inhalt

 Postfaktisches Zeitalter

Ein Oberösterreicher namens Boris schreibt auf Facebook: „Kann den wer anzünden bitte?“ und meint damit Falter-Chefredakteur Florian Klenk. Darauf trifft sich Klenk mit ihm und schreibt einen berührenden Text über Politik und Propaganda, und wie sich ein Mann in seiner eigenen Echokammer verlor.

Eine Gruppe von Teenagern in einer mazedonischen Stadt betrieb im US-Wahlkampf über 100 US-Politikseiten mit bewußten Falschmeldungen aus rein geschäftlichen Gründen, wie der Tagesanzeiger berichtet: „In der Tat waren die Teenager am Puls der Zeit: Auch in den USA hatten parteiische Nachrichtenseiten mehrfach so viele Fans und Klicks als etablierte Nachrichtenorganisationen. Ihre Hits waren nicht zuletzt die erfundenen Geschichten.“

Verschwörung oder Verstörung? Sascha Lobo im Spiegel über die nicht mehr funktionierende politische Inszenierung in Zeiten des Internets: „Diese unbändige Wut so vieler Leute, quer durch die politischen Lager übrigens, speist sich aus dem Gespür: „Da stimmt doch was nicht. Da wird mir etwas vorgespielt! Da stecken Leute unter einer Decke!““

Um in Zukunft noch zwischen Gerüchten, Falschmeldungen und Wahrheit unterscheiden zu können rät der irische Präsident Michael Higgins (Irish Labour) mehr Unterricht und Weiterbildung in den Geisteswissenschaften: „Teaching philosophy in schools, and promoting it in society, is urgently needed to enable citizens to discriminate between truthful language and illusory rhetoric”, wie die Irish Times berichtet. Die Süddeutsche hat ebenfalls einige Überlegungen zum „postfaktischen Zeitalter“ angestellt (Artikel nur mit SZ Plus verfügbar, einen Testzugang gibt es gratis).

Wirtschaftspolitik

„Seit der Jahrtausendwende entstehen keine neuen Arbeitsplätze, dafür verdoppelt sich die Computer-Rechenleistung alle 18 bis 24 Monate. Nachdem die Industrie mehr als ein Jahrhundert lang auf menschlicher Arbeit aufbaute, wird nun der Mensch im Job immer weniger gebraucht. Roboter und Computer erledigen nahezu jede Arbeit viel billiger. Ob dieser „nächsten industriellen Revolution“, wie sie genannt wird, könnten ganze Gesellschaften in Existenzängste verfallen.“ heißt es in einem Artikel der Wiener Zeitung. Angst ist ein schlechter Ratgeber – und für Pessimismus ist es zu spät, wie wir wissen. Gerade deshalb gilt es die eigene Wahrnehmung zu schärfen, um letztlich passende Wege zu finden um mit den sich wesentlich beschleunigenden Entwicklungen umzugehen.

Der deutsche Wirtschaftsweise und Universitätsprofessor Peter Bofinger bekam vom Renner Institut den Kurt Rothschild Preis 2016 verliehen. In seiner Dankesrede, die es hier nachzusehen gibt, setzt er den Aufstieg der Rechtspopulisten in einen ökonomischen Kontext und diskutiert die Zukunft des europäischen Projekts.

Europäische und österreichische Politik

Starke Analyse zur Lage der Nation(alistischen Bedrohung) von Martin Blumenau auf fm4: „Nicht die linken Intellektuellen sind schuld am Erstarken der nationalen Kräfte, sondern das konservative Establishment, weil es dabei nur zuschaut, mit klammheimlicher Freude.“

Thomas Riegler veröffentlichte auf seinem Blog die ungekürzte Version seines Artikels (vom 20. November 2016 in „Die Presse am Sonntag“), der die historische Entwicklung von rechten Europaideen skizziert. 

Grund, für eine Urwahl zu plädieren, haben auch SPDler bei der verworrenen Kanzlerkandidatensuche ihrer Partei. „Die Suche nach einem SPD-Kanzlerkandidaten erinnert an einen durchschnittlichen „Tatort“: Schauspielerisch mäßig begabte Frauen und Männer brauchen viel zu lange, um zu ermitteln, wer am Ende schuld am Niedergang der Sozialdemokraten sein soll.“ analysiert Sven Böll im Spiegel.

Vor 10 Jahren ging die Kanzlerschaft von Wolfgang Schüssel zu Ende. Was bleibt von dieser Zeit? Anneliese Rohrer mit einer Revue im Datum.

Unsere Aktivistin Margarete Lengger hat einen klugen pointierten Text zum Thema direkte Demokratie verfasst, den es hier nachzulesen gibt.

Le Pen und der Front National in Frankreich, Nigel Farage in Grossbritanien, die AfD und der ehemalige Kanzler Gerhard Schröder sind nach Ansicht der einflussreichen US-Denkfabrik Atlantic Council die trojanische Pferde des Kremls in Europa. In einer detailreichen Übersicht beschreibt das Atlantic Council, über welche Personen und Parteien Putin in den europäischen Staaten die Strippen zieht.

U.S. Wahlen

Die amerikanische Feministin Susan Bordo, die aus der gleichen Generation wie Hillary Clinton stammt, setzt die jahrzehntelangen persönlichen und politischen Angriffe auf Clinton in einen feministischen und medienkritischen Kontext, und erklärt in der Zeit die vielen unlösbaren Dilemmata mit denen Clinton konfrontiert war.

Daniel Lombroso und Yoni Appelbaum auf TheAtlantic über ein Video einer Konferenz von Rechtsextremen in Washington, D.C., wo Trumps Wahlsieg mit Jubel und Nazi Grüssen salutiert wurde.

Antje Schrupp erklärt auf ihrem Blog warum „weiße Frauen“ keine einheitliche gesellschaftliche Gruppierung bilden und es daher nicht weiter verwunderlich ist, dass amerikanische weiße Frauen (ebenfalls wie weiße Männer) mehrheitlich Trump wählten.

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