Links der Woche – KW 14

Diese Woche in den Links der Woche: Zwei Interviews mit der Feministin Laurie Penny, die Freihandelsdebatte im amerikanischen Wahlkampf und ein Nachruf auf die kürzlich verstorbene Architektin Zaha Hadid. Außerdem: Sexismus und Feminismus in Russland, der Wählerwechsel von der SPD zur AfD und vieles mehr. Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende!

Inhalt

Feminismus

Die britische Feministin Laurie Penny hat in Wien ihr neues Buch „Babys machen und andere Storys“ vorgestellt. Der Standard hat sie zum Interview getroffen. Auch der Kurier hat mit Penny gesprochen und ein ganz anderes, aber ebenfalls sehr spannendes Interview geführt.

Mascha Madörin ist eine beeindruckende Person. Sie ist eine der wichtigsten Figuren der feministischen Ökonomie, besonders in Fragen der Versorgungsarbeit findet ihre Stimme Gehör. In einem langen und spannenden Interview in der woz anlässlich ihres 70. Geburtstags lernen wir etwas über ihren bunten und bewegten Lebensweg (u.a. auf der Uni in Moçambique und als Campaignerin gegen das Schweizer Bankgeheimnis), ihre Gedanken zur Hausarbeit (hasst sie), Grundeinkommen (findet sie keine gute Idee) und Eurokrise (noch lang nicht gelöst). Lesepflicht für feministisch Bewegte.

Sexismus und Feminismus in Russland – die Übersetzung des ursprünglich russischen Artikels ist auf Dekoder erschienen (ein allgemein sehr zu empfehlender Blog für alle Russland-Interessierte!).

Ein Kurzinterview mit Antje Schrupp zum Thema Feminismus und sexualisierte Gewalt ist hier nachzulesen.

Rechtspopulismus und -extremismus

Ein lesenswerter Kommentar von Jagoda Marinić in der taz. Umberto Eco schrieb 1995 einen Artikel über den „Urfaschismus“. Ist das heute, 2016, noch aktuell? „Ich merke in manchen Momenten, dass auch ich mich sorge. Und weigere mich, weiter zu denken. Das Eingeständnis, dass auch ich mich sorge, könnte den Falschen in die Hände spielen.“

„Man liest heute oft, die Landesgrenzen könnten ohne Gewalt sowieso nicht gesichert werden, aber so etwas Ähnliches gilt auch für die Grenzen des Parteiensystems. Wenn im Parlament und in den Medien fast alles links ist, dann setzen Migrationsströme ein, die niemand stoppen kann.“ Harald Martenstein hat sich lange nur über Gleichberechtigung im Allgemeinen und das Binnen-I im Speziellen aufgeregt. Mit der AfD und den Flüchtlingen kommt aber auch da Bewegung rein. Jetzt schreibt er in der Zeit über Leute, die ihm nahestehen und die AfD wählen, aber durchwegs alle von der SPD kommen. „Die Medien und das Internet würden so tun, als sei man ein Nazi, obwohl man vielleicht sein ganzes Leben lang SPD gewählt hat, mehr kann man gegen den Faschismus doch wirklich nicht tun.“ Nazis sind sie aus einem schlichten Grund nicht: „Nazis wollen die Gesellschaft verändern. Diese Menschen wollen das genaue Gegenteil, sie wollen, dass es im Großen und Ganzen so bleibt, wie es ist.“

Erhard Busek kritisiert in einem Gastkommentar in der Presse die Angst und die Angstmacher.

Ökonomie und Verteilung

Freihandel in Gestalt des Trans Pacific Partnership und NAFTA haben am „Betrug des amerikanischen Wohlstands“ in Form von Millionen abgewanderter Jobs im großen Stil mitgewirkt. In handelspolitischen Fragen sind sich daher alle aussichtsreichen Kandidaten im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf einig: mehr Protektionismus. Auch in anderen Belangen kommt Trump nicht direkt aus der Hölle, argumentiert Theo Sommer in der Zeit: „Was hierzulande oft übersehen oder verkannt wird: Sozialpolitisch ist er ein Linker“.
Dazu passend ein schon etwas älteres Video von Campact, das die Entdemokratisierung durch internationale Freihandelsabkommen erklärt.

„If we want to understand modern Britain, we first need to realize that our primary economic function in the world today is probably our network of tax havens.“ Adam Ramsay schreibt in Foreign Policy weshalb Grossbritannien im Zentrum der Panama Affäre steht. Das Königreich herrschte heute nicht nur über mehr Land in der südlichen als in der nördlichen Hemisphäre und über mehr Pinguine als jeder andere Staat, es hat auch sein ehemals koloniales in ein Steuerflucht Imperium gewandelt. „It was not so long ago … that Britain was at the center of the biggest empire in human history. Many observers have considered the present day, understandably, as the post-imperial era, placing the end date of empire somewhere around the time Britain withdrew from South Asia. But perhaps we got ahead of ourselves — perhaps we’re only just now seeing the final stages, the physical empire replaced with a hidden financial one. And perhaps the Panama Papers will be seen as the moment when this empire, too, finally began to come unstuck.“

Der plurale Wirtschaftswissenschafter Frank Beckenbach schreibt auf der Freitag über die Dominanz der Neoklassik in der Ökonomie.

Verschiedenes

Einen lauten Nachruf auf Zaha Hadid schreibt der New Yorker. John Seabrook fragt, warum gerade sie den Ruf einer schwierigen Diva hatte. „Truly, it was because Hadid was a woman who had dared to enter a man’s world, and took no shit from anybody, though plenty was offered. She had to be twice as smart and three times as tough as her male counterparts in order to get anything built.“ Lesenswert auch sein 2009 erschienenes Hadid-Portrait „The Abstractionist„.

Der Standard berichtet wie Marokko und die Unabhängigkeitsbewegung Polisario im Streit um die Westsahara wieder aufrüsten – mehr als 40 Jahre nach der Unabhängigkeit wird die letzte Kolonie Afrikas weiterhin von Marokko besetzt.

Florian Aigner auf futurezone über Gesundheitsversorgung für alle, Alternativmedizin als teures Extra. Was, wenn die wirkungslose Alternativmedizin zur gefährlichen Alternative für finanziell Benachteiligte im Gesundheitssystem wird?

„Die Generation der Babyboomer, die die europäische Integration als ein Mittel für Verständnis und Frieden auf dem Kontinent und in der Welt wahrgenommen hat, ist dabei, sich aus dem politischen Leben zurückzuziehen. Die folgende Generation und die meinige haben nicht mehr diese europäische Flamme. Sie ist aber auch nicht tot, sondern muss wiederbelebt werden, vor allem muss man einen neuen Brennstoff für sie finden. Dieser Brennstoff, das sind ganz klar die sozialen Lösungen auf kontinentaler Ebene, die wir herbeiführen müssen.“ PES-Activist Gabriel Richard-Molard im Gespräch mit (dem) Der (europäische) Föderalist.

 

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