Links der Woche – KW 49

Diese Woche in den Links der Woche: Hintergründe zur derzeit stattfindenden UN-Klimakonferenz in Paris, die Interaktion von Terrorismus und Handel anhand von zwei Beispielen sowie Berichte aus/über Brüssel von einem Theaterregisseur und einer Journalistin. Weiters: Wie Erbschaften ökonomische Ungleichheit zementieren und wie diese den Kunstbereich verändert, sowie eine Evaluierung der bisherigen Arbeit des österreichischen Außenministers. Wir wünsch viel Spaß beim Lesen!

Inhalt

Klimawandel

Derzeit findet die UN-Klimakonferenz in Paris statt, die von weltweiten Kundgebungen und Protesten begleitet wird und das Thema Klimawandel wieder stärker ins Medienbewusstsein rückt: Ein Vertreter der Anti-Lobbying-Organisation Corporate Europe Observatory argumentiert im Guardian dass eine Veränderung unserer Wirtschaftssysteme unumgänglich ist, wenn der Klimawandel ernsthaft bekämpft werden soll, und dass Staaten und nicht Energieunternehmen sich endlich ernsthaft dieses Problems annehmen müssen. Noch weiter geht das jacobin Magazin, das den Solarkommunismus als eine sozialistische Antwort auf den Klimawandel vorstellt. Sowohl Prinz Charles als auch namhafte Politiker wie Barack Obama oder Bernie Sanders machen den Klimawandel mitverantworlich für den syrischen Bürgerkrieg – dieser Artikel im Guardian mahnt, dass man solchen Aussagen mit Vorsicht begegnen sollte. Als Hintergrund ist ein Artikel der Zeit über die Endeckung des Treibhauseffekts und die Debatte des Klimawandels in den vergangenen 191 Jahren zu empfehlen.

Terrorismus

Der Schweizer Regisseur Milo Rau hat eine Weile in Brüssel gelebt um für sein Stück „The Civil Wars“ zu recherchieren, das davon handelt wie sich ein in Belgien lebender junger Muslim radikalisiert. Im Interview mit der Zeit erzählt er von seinen Eindrücken aus Brüssel und warum ein Krieg das Problem nicht lösen wird.

Terrorismus und Handel, Teil 1: Colin Freeman schreibt im Telegraph detailiert über die Funktionsweise des europäischen Schwarzmarkts für Schusswaffen.

Terrorismus und Handel, Teil 2: Auf Al-Araby al-Jadeed wird detailliert die Funktionsweise des Schwarzmarkts für Erdöl der IS beschrieben.

Nach seinem Epos über wachsende Ungleichheit rückt Thomas Piketty seine These auch in den Kontext des Nahen und Mittleren Ostens: „Inequality is a major driver of Middle Eastern terrorism.“ Nachzulesen im Independent oder im Original auf Piketty’s Blog.

Eine Autorin der taz, die seit kurzem in Brüssel lebt, gibt einen persönlichen Einblick wie sie Brüssel während der Ausrufung der höchsten Terrorwarnstufe erlebte.

Flucht

Aljazeera erzählt in einer berührenden interaktiven Reportage über die Flucht(versuche) von Mamadou, Mona und Aisha aus Afrika.

In einem Interview mit dem Magazin ENORM skizziert der ehemalige Leiter eines jordanischen Flüchtlingslagers Kilian Kleinschmidt, worauf es bei der Organisation von Hilfe für Flüchtlinge ankommt – unter anderem auch auf „Mut zum Chaos“.

Der Kurier hat vier Feministinnen eingeladen, um über rassistische Klischees gegenüber geflüchteten Männern zu diskutieren.

Ungleichheit und Globalisierung

Julia Friedrichs gibt im Interview mit der Wiener Zeitung einen Einblick in ihr Buch „Wir erben“ über die Ursachen und Auswirkungen von steigenden Erbschaften – und der faktischen Abwesenheit einer Erbschaftssteuer – in Deutschland.

Die britische Goldsmith Universität hat sich angesichts neuer Budgetkürzungen im Kunstbereich die Demographie der Kunstschaffenden auf der Insel angeschaut. „Panic! What happened to Social Mobility in the Arts“ heizt nun eine Debatte an, die der einstige Labour Schatten-Staatssekretär Chris Bryant im Jänner angezettelt hatte, indem er mehr Unterstützung für Kunstschaffende aus der ArbeiterInnenklasse gefordert hatte. Einen Verfall der Branche zu einem Status ähnlich dem vor 1950, als die Künste als Vorrecht der Reichen gehandhabt wurden und obendrein fad waren, halten mittlerweile einige für möglich, nicht zuletzt durch jüngere Entwicklungen im Kunstsektor, der systematisch aus dem öffentlichen Bildungssektor ausgegrenzt und wieder von Privaten besetzt wird, wie hier nachzulesen ist.

Juliette Garside schreibt im Guardian über die Verurteilung des HSBC Whistleblower Hervé Falciani zu 5 Jahren wegen „Finanzspionage“ durch die Schweizer Justiz.

Im Rahmen des Menschenrechts-Filmfestivals „This Human World, das heuer von 3. bis 11. Dezember stattfinden wird, wird es auch Einiges zum Thema Mode und Produktionsbedingungen in der Textilindustrie geben. Am 4.12. um 10:00 werden im Topkino die Ergebnisse der Studie „Mode um jeden Preis – Globale Bekleidungsproduktion, Arbeitsbedingungen, Produktionsketten, Profite, Gegenmacht“ präsentiert. Passend zu diesem Thema hat der Fotograf GMB Arash aus Bangladesh in seiner Serie „Angels of hell“ Kinderarbeit in seinem Heimatland dokumentiert. Am 5.12. kann man dann, ebenfalls im Rahmen von This Human World, die fair fashion-szene Wiens bei einer Erkundungstour kennenlernen – um 13:00, Treffpunkt ebenfalls im Topkino.

Österreichische Politik

Als Integrationsstaatssekretär und nun als Minister schon einige Zeit im Amt, gibts im Standard nun erstmals ein etwas ausführlicheres Porträt über Sebastian Kurz, das konkret nachspürt, was aus dessen Büro kommt. „Viel PR, viel Ideologie, aber wenig konkret Erreichtes“ – dieses Zeugnis stellte auch eine Forschergruppe an der Universität Wien der Arbeit des Integrationsministers aus. Studienautor Oliver Gruber konstatierte eine große Kluft „zwischen Rede und tatsächlich getroffenen politischen Entscheidungen“. Ähnlich dem Wertekurs, den es nun geben soll, der auf die Wartefibel folgt, die sich Kurz im April 2013 ausgedacht hat, konzentriert sich Kurz auf Punktepläne zur Imagepflege und als Hausverstand etikettierte Hardliner-Ideologie, die als Parolen unter großen Fotos in den österreichischen Medien versanden, für die sie gedacht waren. Für konkrete politische Entscheidungen, die das Broschürenniveau übersteigen, hat er entweder nicht das Gewicht in der ÖVP oder sitzt mit der Querschnittsmaterie Integration an einem unmöglichen Ort, der per se nur für den Aufbau neuen politischen Personals taugen kann.

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