Links der Woche – KW 24

Guten Morgen, gute Links: Vielleicht hat Reinhard Fendrich hier tatsächlich über KHG gesungen – die Haute-Volée jettet offenbar nicht nur zum Wellenreiten auf d’Seychellen, sondern weil dort niemand nach der Herkunft von Geld fragt und Firmenkonstruktionen zur Verschleierung von Vermögensbeständen leicht zu haben sind. Außerdem: Putin’s Trolle, globaler Lobbyismus, und warum „Problemschulen“ mehr Geld bekommen sollten. Schöne (kurze) Woche!

Inhalt

International

Putins Trolle

„Never read the comments!“ – wer diesen Ratschlag noch immer nicht befolgt, bekommt durch einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung neuen Anreiz dazu. Eine 600-köpfige Agentur soll die öffentliche Meinung in den Kommentarsektionen und auf Plattformen wie Twitter zu Gunsten des Kremls beeinflussen. Auch in nicht-russischsprachigen Umgebungen werden dabei Unmengen an Fake-Postings verfasst.„Die Kommentarflut, egal ob auf Spiegel oder Zeit Online, Süddeutsche.de oder bei der ARD, aber erweckt den Eindruck, man stehe mit seiner Meinung alleine da, wenn man die Annexion der Krim als solche verurteilt – ein auffälliges Missverhältnis.“

Quelle: sueddeutsche.de

Terrorgruppe ISIS – nur scheinbar eine Macht aus dem Nichts

Ein paar Hintergrundinformationen zur Situation im Irak und ein eher ernüchterndes Interview mit einem Sicherheitsexperten der deutschen Bundeswehr-Universität („Es ist illusorisch zu denken, dass Amerikaner oder Russen hingehen, sagen: „Hört auf mit dem Blutvergießen!“ und sofort werden die Waffen niedergelegt. Das sind regionale Konflikte, deren Ursachen in der Region liegen. Um für Stabilität zu sorgen, fehlen uns Mittel, politischer Wille und echter Einfluss auf die Akteure in der Region.“) gibt es am Online-Portal von ZDF Heute.

Quelle: heute.de

Bildung

Indexbasierte Mittelzuteilung als Katalysator der festgefahrenen Bildungsdiskussion

Am Arbeit&Wirtschaft-Blog plädieren Petra Völkerer und Tobias Schweitzer für eine indexbasierte Mittelzuteilung im Schulbereich um wieder Schwung in die Bildungsreformdebatte zu bringen.

Quelle: blog.arbeit-wirtschaft.at

Als Arbeiterkind zur Professur? – Wissenschaftliche Karrieren und soziale Herkunft

Zur sozialen Mobilität der Studierenden wissen wir einiges, aber wie steht es um akademische Karrieren? Eine Befragung zur sozialen Herkunft von ProfessorInnen in Nordrhein-Westfahlen liefert Aufschlüsse und zeigt gerade bei Junior-Professuren einen Trend zur sozialen Schließung. 

Quelle: academics.de

Wirtschaft

Europe’s Crisis and the Rise of the Ultra-Right is the Left’s Fault

Der griechische Ökonom Yanis Varoufakis, Professor an der Universität Athen, schreibt über den Ausgang der Europawahlen. Warum sind sozialdemokratische Parteien heute so erfolglos? Seine Erklärung dafür ist ökonomisch: Weil sie sich in den 1990ern mit dem Finanzkapitalismus verbündet haben: “ some time in the 1990s, Europe’s ‘official’, social democratic Left fell into the trap of believing that the welfare state need no longer be financed from a portion of profits exacted by political means from industry and commerce. Instead, they could finance the welfare state by tapping into the rivers of privately minted money that the financial sector was printing (while waged labour was being squeezed and real estate prices soared).“

Quelle: yanisvaroufakis.eu

Sun and Shadows: How an Island Paradise Became a Haven for Dirty Money

Investigativjournalismus und Landesgeschichte: Wie Karl-Heinz Grassers Honeymoondestination – die Seychellen – zu einer Finanzdrehscheibe für das ganz schmutzige Geld wurden.

Quelle: icij.org

David Graeber: “Spotlight on the financial sector did make apparent just how bizarrely skewed our economy is in terms of who gets rewarded”

David Graeber, der Autor des Bestsellers „Schulden: Die ersten 5000 Jahre“, argumentiert im Interview mit Salon.com, dass gerade die Vergütungsstrukturen im Finanzsektor beweisen, wie ungerecht Löhne und Gehälter verteilt sind.

Quelle: salon.com

Steuerreform: Kleine Leute, kleine Geschenke. Große Leute, große Geschenke?

Am Dummverteilen-Blog rechnet Markus Koza noch einmal vor, warum eine simple Tarifsenkung vielleicht nicht die beste Idee ist, um wirklich in Sachen gerechterer Verteilung etwas voranzubringen.

Quelle: diealternative.org

Macht ohne Rechenschaft: Der globale Lobbyismus

Warum aus dem angekündigten EU-Lobbyistenregister noch nichts geworden ist und wie Transnationale Konzerne global lobbyieren. Ein exzellenter Artikel von Susan George.

Quelle: blaetter.de

3 Responses to Links der Woche – KW 24

  1. punto 16. Juni 2014 at 23:23 #

    @ „Hört auf mit dem Blutvergießen!” und sofort werden die Waffen niedergelegt.“

    Für den Anfang könnte es schon genügen, wenn die USA keine neuen Konflikte anzetteln und keine Waffen liefern würde.

  2. punto 16. Juni 2014 at 23:17 #

    @ “Die Kommentarflut, egal ob auf Spiegel oder Zeit Online, Süddeutsche.de oder bei der ARD, aber erweckt den Eindruck, man stehe mit seiner Meinung alleine da, wenn man die Annexion der Krim als solche verurteilt – ein auffälliges Missverhältnis.”

    Eine Annexion erfolgt gegen den Willen des betroffenen Volkes.

    Das Recht, über die Zugehörigkeit eines Volkes zu einem Staatswesen zu entscheiden, steht nach Artikel 1., Absatz 2. der UNO Charta dem Volk und keinem Staat zu. Damit ist der Anschluss der Krim an die Russische Föderation in völliger Übereinstimmung mit dem geltenden internationalen Recht geschehen.

    Ebenso hat der Vorsitzende des IGH anlässlich der Loslösung des Kosovo von Serbien ausdrücklich erklärt: „Das internationale Recht sieht kein Verbot von Unabhängigkeitserklärungen vor“.

    Wenn man also im Falle der Krim unbelehrbar und unaufhörlich von Annexion faselt, dann ist man vermutlich selbst ein Troll der NATO oder der wieder einmal höchst interessierten und aktiven US-Erdölgesellschaften.

  3. bel 16. Juni 2014 at 09:19 #

    Die NachDenkSeiten haben den Artikel „Putins Trolle“ ein wenig kommentiert:

    Starker Tobak. Niemand bezweifelt ernsthaft, dass es auch in Russland PR-Agenturen gibt, die mit unlauteren Mitteln in Sozialen Netzwerken und den Kommentarbereichen von Online-Medien Meinungsmache betreiben. Dies ist ohne wenn nun aber zu kritisieren. Nun so zu tun, als sei dies ein russisches Phänomen, ist jedoch unlauter. „Astroturfing“, wie dieses Vorgehen in der PR genannt wird, ist ein sehr bekanntes Problem. Die Deutsche Bahn zahlte beispielsweise 2007 knapp 1,3 Mio. Euro für die „verdeckte Beeinflussung der Öffentlichkeit“ – dabei wurden u.a. die Kommentarbereiche der großen Nachrichten-Portale von bezahlten Schreiberlingen mit Pro-Bahn-Beiträgen geflutet. Legendär sind die Versuche Israels mit unlauteren Mittel Online-Debatten und -Umfragen im eigenen Sinne zu manipulieren. Die USA sind bei solchen Aktionen natürlich auch mit dabei. Und spätestens seit den Snowden-Enthüllungen sollte klar sein, dass jenseits des Atlantiks sehr professionell an der Manipulation von Online-Debatten gearbeitet wird. Um nicht missverstanden zu werden: Es macht die russischen Manipulationsversuche um kein Jota besser, wenn auch Israel und die USA zu solchen Mitteln greifen. Zu kritisieren sind sämtliche Manipulationsversuche.

    Der Artikel ist der Süddeutschen ist hochgradig manipulativ. Man berichtet zunächst formal korrekt über die Enttarnung einer russischen PR-Firma, die den Unterlagen zufolge in den USA bei Online-Debatten manipuliert haben soll. Das ist ok und auch informativ und interessant. Dann dreht man die Story jedoch, so dass beim Leser der Eindruck entstehen muss, diese oder ähnliche PR-Firmen seien auch für Online-Kommentare verantwortlich, die in deutschen Medien – vor allem natürlich in der SZ selbst – abgesetzt wurden. Dafür hat die SZ jedoch ganz offenbar nicht den geringsten Hinweis. Technisch wäre es ohne Probleme möglich, die geographische Herkunft der Kommentatoren anhand der IP-Adresse zu bestimmen. Und selbst Hilfsmittel zur Verschleierung (wie z.B. Proxys) lassen sich zumindest als solche feststellen, auch wenn man dann nicht mehr so einfach herausfindet, wer am anderen Ende sitzt. Man findet jedoch heraus, dass derjenige seine Herkunft verschleiert.

    Wenn die SZ also mutmaßt, die kritischen Leserkommentare in ihrer Onlineausgabe kämen von „Putins Trollen“, so könnte sie dies ohne gegen geltende Gesetze zu verstoßen, anhand der Logfiles ihrer IT-Abteilung (oder wer sonst bei der SZ dafür zuständig ist) auch handfest belegen. Dies tut die SZ jedoch nicht und man muss davon ausgehen, dass sie es deshalb nicht tut, weil sie diese Belege nicht erbringen kann, da die Theorie schlich falsch ist.

    Liebe SZ, ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Wenn Sie anhand der Logfiles belegen können, dass kritische Leserkommentare auffällig häufig aus dem russischen IP-Raum oder über Proxys o.ä. kommen, dann werde ich mich bei Ihnen hoch offiziell entschuldigen und Asche auf mein Haupt streuen. So lange dies nicht der Fall ist, unterstelle ich Ihnen jedoch vorsätzliche Manipulation.

    Anmerkung eines Lesers: “Laut Allensbach-Institut bekennen gerade einmal acht Prozent der Deutschen, sie hätten “eine gute Meinung von Putin” (das entspricht etwa dem Ergebnis der Linkspartei bei der jüngsten Bundestagswahl).“
    Also bitte – was wird denn da für ein Zusammenhang hergestellt? Linke-Wähler sind Putin-Unterstützer?

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