Alle Jahre wieder

Gastbeitrag von Sophie Wollner*

Jedes Jahr im Spätsommer belebt die OECD-Studie „education at a glance“ die österreichische Bildungslandschaft: Die Zeitungen sind für einen Tag voll davon und die handelnden MinisterInnen ziehen Handlungsableitungen, sehen Herausforderungen oder fühlen sich einfach nur bestätigt. Und was passiert wirklich?

Im Hochschulbereich zeigt sich im Vergleich zum letzten Jahr wenig Verbesserung – bei der Finanzierung und den Studienabschlüssen liegt in Österreich einiges im Argen. Die Bildungsausgaben für den tertiären Bereich betragen in Österreich 1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, weiterhin deutlich unter dem Schnitt der OECD-Länder. Die sofortige Anhebung – immer wieder als Lippenbekenntnis zu hören gewesen – auf zumindest 2 Prozent des BIP liegt auf der Hand; denn gerade in einer Wirtschaftskrise muss die öffentliche Verantwortung erkannt und die Bildungsfinanzierung massiv ausgebaut werden. Das empfiehlt im Übrigen auch die OECD.

Die AkademikerInnenquote in Österreich beträgt 18 Prozent; aussagekräftiger ist, dass nur 22 Prozent eines Jahrgangs ein Studium abschließen, damit liegt Österreich 17 Prozentpunkte unter dem OECD-Schnitt. Im Umgang mit den OECD-Daten zeigt sich ein schon aus schwarz-blauen Zeiten sattsam bekanntes Bild: Anstatt sich ehrlich mit den Ergebnissen der Studie auseinanderzusetzen, werden vor allem jene Daten ausgewählt, die die Politik des Wissenschaftsministeriums zu bestätigen.

Zahlen die man, selbst als Minister und Schönredner, nicht übersehen kann – so erkennt auch Johannes Hahn eine „Herausforderung“ in der niedrigen AkademikerInnenquote. Wie diese „Herausforderung“ mit – logischerweise gegenteilig wirkenden – Maßnahmen wie Zugangsbeschränkungen durch das neue Universitätsgesetz gemeistert werden soll, bleibt fraglich. Die herrschende Herangehensweise (vor allem) an tertiäre Bildung orientiert sich nach wie vor an einer aus Standesdünkel, Bildungsfeindlichkeit und Ignoranz gespeisten Logik der Einschränkung, garniert mit einigen neoliberalen Einsprengseln à la „employability“. Hahns Programm heißt unverändert: Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen und ein Verständnis des Bologna-Prozesses, das Studierende so schnell wie möglich wieder von der Uni weghaben will. Dass mit dieser Agenda keine Ausweitung der Bildungsbeteiligung erreicht werden kann, sollte eigentlich auch dem eingefleischtesten Konservativen klar sein.

*Sophie Wollner ist Bundesvorsitzende des Verbands sozialistischer StudentInnen Österreichs (VSStÖ)

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  1. Alle Jahre wieder: die OECD-Studie | Sophie Wollner bloggt - 20. Mai 2011

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    […] Alle Jahre wieder: die OECD-Studie By sophiewollner Ein Gastbeitrag für dein Blog der Sektion8, der Protestsektion der SPÖ: Alle Jahre wieder […]

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